Bielefeld zeigte sich an diesem Morgen nebelverhangen und grau. Dabei startete der Tag so schön. Schon früh im Auto sitzend, bestaunte ich den Sonnenaufgang und fuhr durch eine strahlende Herbstlandschaft. Kaum bog ich zweieinhalb Stunden später von der Autobahn ab, sah ich nichts mehr! Nicht dramatisch, denn mein Ziel war nicht die Stadt, sondern die Dr. Oetker Werke.
Als großer Fan der Reihe Deutsche Dynastien und mit einem Faible für Firmen, Werke und deren jahrhundertalte Geschichte, war ich höchst gespannt, die Oetker Werke und deren Besucherzentrum zu besuchen. Bevor ich durch die Gastgeber herzlich begrüßt wurde, erfreute ich mich an diesem riesen Pudding. Toll! Der steht nicht nur zur Deko da rum, der kann auch was. Er kocht- na was? – richtig, Pudding. Tasse rein stellen, Löffel einstecken, Köpfchen drücken und schon ist die Tasse voll. So einen hätte ich gerne in der Küche oder im Garten stehen.
Kurz darauf trudelten alle anderen geladenen Gäste ein. Viele Foodblogger, die ich teils vom Namen, teils gar nicht kannte. Neue Gesichter. Nette Gespräche. Immer wieder aufregend. Der erste Programmpunkt an diesem Tag: eine Führung durch die Dr. Oetker Welt. Es gab eine Menge zu sehen und zu erfahren. Zum Beispiel das erste Tütchen Backin, welches von Herrn Dr. August Oetker in der Aschoff Apotheke abgefüllt wurde. Um die Jahrhundertwende, während der Gründerjahre, machte er das Backpulver salonfähig. Erfunden hat er es nicht, aber er füllte dieses Triebmittel in kleine Tütchen ab und machte es damit für private Haushalte besser nutzbar. Weiter ging es durch die interaktive Welt, mit alten Maschinen, Abfüllanlagen, meterlange Dessert Soße Rollen, übergroße Gugelhupf Paketen, Ristorante Pizzen und vieles mehr. Ratet, welches der Deutschen liebste Pizza ist? Richtig, Salami!
Nach der interessanten Führung ging es zurück in den Workshopraum. Dort erzählte uns Carola Hülshoff, Redaktionsassistentin bei Oetker, eine Menge über den Dr. Oetker Verlag, die Entstehung eines Back- und Kochbuches und über ihre Arbeit im Kundendienst. Dort rufen täglich viele viele Leute an, die Fragen zu Rezepten oder Neuauflagen von alten Büchern haben. “Mein Buch Backen macht Freude von 1953 löst sich langsam auf! Gibt es eine Neuauflage?”. Man glaubt es kaum, aber diese und viele andere (schräge) Fragen beantworten die Mitarbeiter täglich im Kundenservice.
Warum alte Backbuchschinken nicht wieder aufgelegt werden, wollten wir dann natürlich auch wissen. Die Antwort ist simpel: die Zeiten haben sich geändert! Heute kann man nicht mehr in ein Rezept schreiben: 30 Minuten bei mittlerer Hitze backen. Oder Zutaten: ein Ei. Heute muss da stehen ein Ei (Größe M oder L) und 30 Minuten bei 180° backen. Auch haben sich die Wünsche, die Arbeitsweise und das Leben der Konsumenten geändert. Ein Rezept sollte möglichst wenige Zutaten voraussetzen und es sollte schnell gehen. Vielen Traditionen jedoch ist Oetker treu geblieben. So wurden, genau wie heute, vor vielen Jahren schon Rezeptvorschläge auf die Backin Tütchen gedruckt und in der Weihnachtszeit kleine Rezepte-Flyer im Einzelhandel verteilt. Meist rufen Oetker Fans schon im September in der Kundenbetreuung an und fragen, wann endlich diese Flyer in den Handel kommen.
Alle Rezepte, die in den Oetker Büchern veröffentlich werden, werden vorher an verschiedenen Arbeitsplätzen in der Versuchsküche getestet. Da werden unterschiedlichste Mixer und Öfen genutzt, um den besten Mittelwert zu ermitteln, wie lange der Kuchen denn nun backen muss. Mein Ofen hat eben ganz andere Macken, als ein anderer. Alles in allem höchst interessant und spannend. Der Dr. Oetker Verlag geht demnächst in den ZS Verlag über, der die gut bekannten und altbewährten Back- und Kochbücher vertreiben wird.
Nach einer kleinen und köstlichen Stärkung durften wir dann selbst den Schneebesen schwingen. Zusammen mit Emma habe ich eine Preiselbeer Pfannkuchen Torte gebacken. Pfff! Pfannkuchen Torte- das ist ja ein Klacks, dachte ich! Ich wurde schnell eines Besseren belehrt. Der Teig dieser Torte hat nichts mit dem Pfannkuchen Teig zu tun, den ich zu Hause anrühre (und der im übrigen auch aus meinem alten Dr. Oetker Buch stammt!). Nein, dieser hier ist ganz anders und ich würde behaupten: Schwierigkeitsgrad fünf Sterne. Ist was für Könner.
Da meine Fotos, die ich vor Ort von unserer Torte machte, so la la waren, habe ich sie am Wochenende für meine Lieben noch einmal gebacken. Eigentlich habe ich das aber nur gemacht, weil sie so hammergeilgut schmeckt! Preiselbeeren waren aus, deswegen habe ich aus Waldbeeren Kompott gekocht. Schmeckt genauso gut, wenn nicht sogar ein bisschen besser.
Hier kommt das Rezept für Euch: Waldbeeren Pfannkuchen Torte á la was eigenes; Originalrezept Dr. Oetker aus dem Buch Meisterstücke* (das den Untertitel trägt: Torten und Kuchen für Könner. Sag ich doch!) Zwischen den Zeilen habe ich ein paar Anmerkungen und Tipps geschrieben.
Für das Waldbeerenkompott:
500 g TK Waldbeeren
250 g Extra Gelierzucker 2:1
Für die Pfannkuchen:
8 Eigelb (Größe L <- siehste)
100 ml Milch
60 g Schlagsahne
150 g Weizenmehl
8 Eiweiß (Größe L)
150 g Zucker
Zum Backen der Pfannkuchen:
5 EL Speiseöl
5 EL Butterschmalz
Für die Füllung:
600 g Schlagsahne
1.) Zunächst wird das Kompott gekocht. Dafür – ACHTUNG – die Hälte der Beeren, also 250 g in einem Topf mit Gelierzucker gut verrühren und bei starker Hitze zum Kochen bringen. Mindestens 3 Minuten sprudelnd kochen lassen (das ist wichtig!) Die restlichen Waldbeeren unterrühren, den Topf von der Kochstelle nehmen und abkühlen lassen.
2.) Für die Pfannkuchen: Eigelb, Milch, Sahne und Mehl in einer Schüssel mit dem Schneebesen gut verrühren. Eiweiß in einer anderen Rührschüssel mit dem Mixer auf höchste Stufe steif schlagen. Zucker hinzugegeben und weitere drei Minuten schlagen, bis ein fester Schaum entstanden ist. Den Eiweißschaum portionsweise unter die Eigelb-Mehl-Masse rühren.
3.) Aus dem Teig insgesamt 5 Pfannkuchen backen. (Der Teig ist sehr fest. Er läßt sich nicht so leicht mit einer Kelle in die Pfanne hineinportionieren. Deswegen haben Emma und ich – und ich habe dies auch zu Hause gemacht- den Teig auf fünf gleich große Schälchen verteilt, damit die Pfannkuchen auch möglichst gleich dick werden!) In eine Pfanne jeweils ein EL Speiseöl und ein 1 EL Butterschmalz erhitzen und eine Teiglage (ein Schälchen) mit einer drehenden Bewegung gleichmäßig auf dem Boden verteilen (für Könner!). Den Pfannkuchen etwa 2 Minuten von einer Seite goldgelb backen. Dann den Pfannkuchen auf einen Deckel (oder Teller) gleiten lassen, umgedreht zurück in die Pfanne geben und etwa 2 Minuten backen. Den Pfannkuchen aus der Pfanne nehmen und auf einem Teller erkalten lassen. Lasst Euch nicht entmutigen, wenn ein Pfannkuchen reißt. Das fällt später in der Torte nicht auf! Auch leicht angebrannte Kuchen schmecken. Ich spreche aus Erfahrung!
4.) Für die Füllung Sahne steif schlagen. 4 EL des (kalten) Kompottes abnehmen und bei Seite stellen. Das restliche Kompott zügig unter die Sahne heben und in 5 Portionen teilen.
5.) Die einzelnen Pfannkuchen mit je einer Portion Waldbeerensahne bestreichen und zu einer Torte schichtweise zusammensetzen. Restliche Beerensahne auf der Tortenoberfläche verteilen. Die Torte etwa 2 Stunden in den Kühlschrank stellen.
6.) Vor dem Servieren das bei Seite gestellte Kompott in Klecksen auf der Tortenoberfläche verteilen (das habe ich bei meiner zu Hause Kreation vergessen! Das Kompott gab’s am nächsten Morgen auf’s Sonntagsbrötchen).
Sie ist eine Wucht! Absolut. Auch, wenn meine Torte nicht so aussieht, wie im Buch- schmecken tut sie. Was ich in der Versuchsküche gelernt habe: lies die Rezepte und folge den Anleitungen! Ich nehme es beim Backen oftmals nicht so genau. Drei Minuten rühren? Ach, komm- zwei reichen auch! Portionsweise unterheben? Keine Zeit! Rein damit, fertig. Ich würde schon behaupten, dass mir die meisten Kuchen, Cupcakes und Muffins gelingen… aber ich bin mir sicher, dass sie noch einen Ticken besser wären, wenn ich wirklich drei Minuten rühren würde, statt nur zwei Minuten.
Nachdem wir alle mit dem Backen fertig waren, wurde probiert und genascht, gequatscht und gelacht. Der Tag endete mit einer kleinen Führung durch die obere Etage des Hauses, wo sich ein kleines Museum befindet.
Ich bedanke mich für diesen spannenden und köstlichen Tag im Hause Dr. Oetker und bei allen Mitarbeitern vor Ort, die uns bewirteten, aufklärten, halfen, unterhielten, unterrichteten, usw.! Mit dabei waren: Emma von Emmas Lieblingsstücke, Yvonne von Experimente aus meiner Küche, Katharina von Miss Blubberry Muffin, Liv Thank you for eating, Daniela von Ulla Trulla backt und bastelt, Christina von Christina macht was, Tobias von Kuchenbäcker, Aileen von Minzgrün, Judith von Schokohimmel, Sandra von Sandras Tortenträumereien und last but not least Anja von Meine Tortertia.
So, und wer von Euch macht nun die Pfannkuchen Torte nach? Ich bin gespannt. Ich wünsche Euch einen schönen Mittwoch. Wir lesen uns schon morgen wieder hier, denn morgen ist der 12. und da gibt es- wie immer- 12 Fotos.
Dreimol Kölle Alaaf, Bine
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28 Kommentare
Hach, Eure Torte war köstlich! Ein wirklich schöner Bericht über unseren Tag in Bielefeld, so poetisch.. :-) Schön, dass wir uns kennen gelernt haben.
Liebe Grüße,
Daniela
Ja, das war sie und deswegen musste ich sie gleich noch einmal machen! :-)
Ich fand’s auch sehr nett, dass wir uns kennengelernt haben!
Schöne Grüße in die Heimat! LG Bine
Die Waldbeeren Pfannkuchen Torte schaut soooo unfassbar lecker aus <3
Da bekomme ich richtig Appetit :)
Liebe Grüße,
Natalie
Ist sie auch! Ist sie auch! :-)
klingt ja nach einem tollen Tag..
und obwohl ich eher auf Schokoladenkuchen abfahre sollte ich wohl mal diese Pfannkuchentorte Probieren :)
Viele liebe Grüße
Franzy
Ich mache sie nach. Auf jeden Fall. Mein kleines Kind wünscht sie sich schon so lange. Sie steht halt immer noch auf Pettersson ;) Vielleicht mit ein wenig weniger Zucker?? Toller Bericht!! und ganz liebe Grüße :)
Genau- Pettersson macht auch immer Pfannkuchen Torte! :-)
Zucker kannst Du getrost etwas weg lassen.
LG Bine
Oh mein Gott wie lecker! Mit Waldbeeren schmeckt sie bestimmt noch besser!!! Es war sehr schön dich kennengelernt zu haben.
Lieben Gruß
Yvonne
Das gebe ich gerne zurück, Yvonne!
Was für ne Torte, witzige Idee! Ich denke, ich werd das mal nachmachen – nur mit Erdbeeren… Danke für den Einblick bei Dr. Oetker, sehr spannend.
LG Heidi
Sehr guter Plan. Im Frühling, mit Erdbeeren… sicherlich eine Wucht!
Für mich geht’s morgen zu Dr. Oetker, ich bin schon gespannt! Jetzt hoffe ich dass mir so eine Pfannkuchentorte serviert wird ;)
Serviert wird? Meine liebe Jutta, Du musst Du schon selber machen!
Viel Spass dort!
Das ist ein ganz toller Bericht geworden! Es war schön mit Dir.
Danke, Anja! Dito. ;-)
Hallo Bine,
die Torte sieht super aus, muss ich mir merken. Da werden die Verwandten Augen machen, wenn ich die vielleicht im Dezember zu meinem Geburtstag anbiete. Die Teigvariante kenne ich von American Pancakes, da finde ich den Teig eigentlich nicht zu fest. Nach deinen Erfahrungen backe ich aber vorher mal ein paar Pfannkuchen auf diese Weise, nur um sicher zu gehen, dass es am Tag der Tage dann auch klappt. Mit welch einfachen Mitteln man doch tolle Torten zauber kann und ich dachte immer, dass man dafür mit Gelantine usw. hantieren und ein echter Profi sein muss. Vielen Dank fürs Teilen.
Liebe Grüße, Silke
Nein, keine Gelatine. Nur viel Eisschnee! Mach auf jeden Fall ein paar
Testkuchen und dann steht Deiner Geburtstagspfannkuchen Torte sicherlich
nichts mehr im Wege :-)
LG Bine
Ich möchte mich bei Dir für diesen tollen Artikel bedanken. Führungen dieser Art finde ich einfach super Interessant! Die Bilder und auch der Text sind toll! Danke.
Sehr sehr gerne, Greta! Ich mag solche Führungen auch sehr!
Hallo liebe Bine, das ist ein ganz toller Artikel und ich muss mir diese Torte mal in mein Pinterst pinnen. Ich habe da so Lust drauf und schwer ist sie ja nicht, abgesehen von der Rührzeit, an die ich mich auch nicht immer halte. Ich habe eher Angst sie rutscht mir auseinander beim schichten und sieht dann nicht mehr so toll aus. LG Alex
Wird nachgebacken! Und sieht wunderbar bei dir aus.
Ich bin gespannt wie meine aussehen wird!
Vielen dank für den tollen Bericht :)
Liebe Grüße
Jule
das war wieder mal ein ganz toller und vor allem interessanter post. vielen dank!
lg
margit
Wooooow, du hast die Torte gleich nochmal gebacken. Sie sieht so fantastisch aus. Ein toller Bericht über einen schönen Tag.
Liebe Grüße aus dem Schokohimmel, Ju
Hmmm, lecker sieht das aus!
Und dein Bericht weckt Heimatgefühle, ich habe mal dort gearbeitet und mein Büro war direkt neben der Versuchsküche… Ich rieche den Pudding/Vanilleduft immer noch :)
[…] hat diesen Monat wohl eines der tollsten kulinarischen Spezialitäten geschaffen: eine Pfannkuchen-Torte! Erinnert mich an die Crêpes-Tarte, die ich von ein paar Monaten gebacken […]
[…] bekommt man schon vom Hinsehen Appetit – die fulminante Waldbeeren Pfannkuchen Torte! Da träumt man sich schon beim Hinsehen unter Palmen – die Sonntag Kokostaler. Irgendwo muss […]
Ich hab das Bild der Pfannkuchen Torte als Vorschau gesehen und sofort gedacht…MUSS ICH HABEN! ;)
LG Veronique
[…] Aber mit ein paar Tricks, konnten wir noch ein paar hübsche Exemplare zaubern und auch die anderen Werke waren einfach traumhaft schön und sooo lecker. Vor allem die Preiselbeer-Pfannkuchen-Torte, die Emma und Bine zubereitet haben, war unglaublich köstlich! Ein Rezept dazu findet ihr übrigens hier. […]