Ich weiß, wie das funktioniert. ISO, Blende, Belichtungszeit sind für mich keine böhmischen Dörfer. Ich weiß, was sie bedeuten und wie ich sie an meiner Kamera einstelle. Fotografieren im manuellen Modus ist kein Hexenwerk.
Dennoch bin ich vor zwei Wochen am einem diesigen Samstagmorgen nach Duisburg gefahren, um dort an Berits Fotoworkshop teilzunehmen. Ich wollte mich inspirieren lassen, einen neuen Blickwinkel aufgezeigt bekommen und andere Fotografie-begeisterte Frauen kennen lernen, bzw. wiedersehen. Und ausserdem lernt man nie aus.
Ich kenne Berit schon lange über’s Internet, vor einigen Jahren trafen wir uns persönlich bei einer Bloggerveranstaltung. Ich mag ihre Bilder sehr und so überlegte ich nicht lange, als ich las, dass sie diesen Workshop im August anbietet.
Ich knipse mit meiner Kamera in verschiedenen Modi. Zu Hause, wenn ich Zeit, Ruhe und Muse habe, dann wähle ich die Einstellungen Fotografieren im manuellen Modus. Wenn ich unterwegs bin, wenn es eher schnell gehen soll oder wenn meine Familie sowieso schon zwei Meter vor mir herläuft und alle paar Minuten ruft “Mama, komm’ jetzt!”, dann stelle ich in den Automatikmodus. Meine Kreta Aufnahmen habe ich z.B. alle im Automatikmodus geschossen. Keine Zeit und keine Lust bei 40° Grad und Sightseeing an den Einstellungen rumzufummeln.
Ich hätte mich also theoretisch bei Berits anfänglichem Vortrag wegträumen können. Hab ich aber nicht, denn sie hat nicht nur die Zusammenhänge von ISO, Blende und Belichtungszeit erklärt, nein sie hat uns auch Tipps zur Bildkomposition, zur Stimmung und zum Lichteinfall gegeben. Und sie hat etwas sehr Wahres gesagt: Zum Fotografieren (im manuellen Modus) braucht man Zeit, Ruhe und Muse. Meine Worte. Meine Gedanken.
Ich nehme mir nicht immer genügend Zeit zum Fotografieren. Dann schraube ich zwar an den Einstellungen, aber das Ergebnis ist trotzdem Mist. Dabei kann man ganz wunderbare Effekte erzielen, wenn man sich langsam an das Motiv und die Einstellungen herantastet.
Ich mag nicht behaupten, dass meine- insbesondere diese- Bilder perfekt sind. Für mich sind sie gut, für andere vielleicht zu dunkel, zu unscharf, zu langweilig und was ist mit dem goldenen Schnitt? Mensch, haste keine Ahnung? Doch, auch davon habe ich schon gehört. Aber Schönheit liegt eben im Auge des Betrachters. Der eine liebt dunkle, stimmungsvolle Bilder, der andere fährt auf total überbelichtete helle Fotos ab.
Nach Bertis Vortrag durften wir experimentieren. Mit unzähligen Blumensträußen, mit köstlichen Speisen und fotogenen Lebensmitteln, mit Schälchen, Löffelchen und Scheren.
Dazwischen, wenn ich selbst mal einen kleinen Leerlauf hatte, eine kleine Pause brauchte, beobachtete ich die anderen Teilnehmer. Wie stellen sie die Blümchen neben den Kuchen? Wie richten sie ihre Stulle an? Wie, verdammt nochmal, schmeißt man ein Leinentuch auf den Tisch, so dass es ungewollt perfekt aussieht?
Berits Büro, ihr Studio und der kleine Garten sind Traumkulissen zum Fotografieren. Ich möchte auch eine alte rote Backsteinwand in meinem Garten, einen ollen Stuhl, eine antike Kanne und Schleierkraut im Topf. Ich habe noch nie Schleierkraut im Topf gesehen, immer nur geschnitten im Blumenladen.
Es hat mir unglaublich Spaß gemacht, mir immer wieder andere Requisiten vor die Kamera zu holen und auch mal ein Foto aus einem ganz anderen Blickwinkel zu schießen- aus einer Ecke, in die ich mich niederließ, um ein bisschen zu quatschen.
Was ich besonders spannend fand, war mit Licht und Lichteinfall zu experimentieren und zu üben. Ich meine ja immer, dass ich man viiiel Licht zum Knipsen braucht. Diesen Zahn zog mir Berit, als sie uns in eine eher dunkle Ecke des Büros zitierte und dann auch noch schwarze Pappe neben das Motiv stellte. Da soll ich fotografieren? Nicht Dein Ernst!
Für diese beiden Bilder nahm ich mein Stativ zur Hilfe, welches im Keller auf dem Regal verstaubt. Mir ist es oft zu umständlich und aufwendig damit zu Knipsen, dabei kann man damit gerade bei schlechten Wetterverhältnissen und bei düsterer Stimmung gute Ergebnisse erzielen.
Es war ein toller Tag! Schöne Fotomotive, nette Menschen, köstliches Essen- welches wir erst fotografierten und dann verspeisten, inspirierende Gespräche und Tipps. Berit, ich bedanke mich von Herzen!
Auf Berits Webseite marmeladekisses könnt Ihr Euch über geplante Workshops und deren Inhalte informieren. Aktuell gibt es wohl keinen neuen Termin, aber ich bin mir sicher, dass Berit auch weiterhin Tipps und Tricks zum Fotografieren geben wird.
In der Zwischenzeit kann ich Euch einen Artikel aus meinem Archiv empfehlen, in dem ich meinen Leserinnen und Lesern schon einmal versucht habe zu erklären, was es mit den vielen Zahlen, mit Blende, Belichtungszeit (oder Verschlusszeit) und ISO auf sich hat. -> Tiefenschärfe, Blende und andere Kuriositäten.
Traut Euch! Dreht einmal bei Eurer Kamera das kleine Rädchen auf M und spielt mit den verschiedenen Einstellungen.
Ich wünsche Euch heute einen guten Start in die neue Woche!
Liebe Grüße, Bine
17 Kommentare
Liebe Bine, tolle Fotos!
Ich fotographiere meist auch nur im Automatikmodus, weil meine Kinder genervt sind, wenn die Mama ständig stehen bleiben muss zum Fotographieren. Wenn ich jetzt aber deine Bilder sehe, denke ich, dass ich mich auch mehr mit meiner Kamera beschäftigten sollte. Theoretisch habe ich mir die Sache mit Tiefenschärfe und Blende zur Gemüte geführt, ich sollte es auch mal in die Praxis übertragen. Im Dezember habe ich mich auch zu einem Kurs angemeldet und hoffe, davon profitieren zu können. LG Melanie
Danke, liebe Melanie! Ich entscheide spontan nach den jeweiligen Gegebenheiten. Wenn ich zu Hause für den Blog fotografiere, nehme ich mir viel mehr Zeit, um die Einstellungen selber vorzunehmen.
Wenn wir aber einen Familienausflug machen, kann ich nicht erwarten, das alle dauernd auf mich warten. :-)
Stress Dich also nicht. Nimm Dir lieber ein bisschen Zeit zu Hause verschiedene Motive in verschiedenen Einstellungen zu knipsen. :-)
Liebe Grüße Bine
Liebe Bine,
wunderschöne Fotos sind entstanden!
Nur eine Frage dazu: Hast Du anschließend die Bilder noch bearbeitet oder ist das 1 : 1 ?
Ich hadere bei Digitalfotos immer noch mit der Schärfe (also nicht Tiefenschärfe, sondern ganz allgemein) und hab mal im VHS-Kurs gelernt, man müsse immer in der Bildbearbeitung nachschärfen?
Deine Erfahrungen?
Freu mich auf weitere tolle Fotos und Geschichten von Dir!
Liebe Grüße
Indina
Liebe Indina- siehste, das wollte ich noch dazu schreiben, hab’s vergessen: ja, die gezeigtem Bilder sind nachträglich mit Lightroom bearbeitet, aber minimal! Wirklich minimal. Ich habe ein klein wenig an der Helligkeit und am Kontrast geschraubt.
Was die Schärfe betrifft, so meine ich auch, dass das im Auge des Betrachters liegt. Und, in den Augen des Erstellers- was willst Du mit Deinem Foto ausdrücken- knallige Fraben, messerscharfe Konturen? Oder lieber alles etwas weicher, verschwommener? Ich drehe bei der nachträglichen Bearbeitung ganz selten am “Schärferädchen”.
Liebe Grüße Bine
Hallo Indina,
Das man Fotos am PC nachschärfen sollte halte ich für Humbuck. Ein unscharfes oder nicht 100%ig scharfes Bild kann auch der PC nicht schärfer machen, Im Endeffekt verändert die Funktion “schärfen” bei Photoshop oder anderen Bildbearbeitungsprogrammen nur die Kontraste, wodurch das Bild schärfer wirkt. Es aber nicht ist. Ich bin der Meinung das man immer versuchen sollte, sein Fotos so zu schießen, dass es keiner Nachbearbeitung mehr bedarf. Ob man dies über einen Automatikmodus oder den manuellen Modus schafft ist einerlei. Die Automatik, oder auch der Modus indem man nur die Blende wählt sind bei den heutigen Kameras so gut, dass man sich den Stress alles selber einzustellen auch meist gut sparen kann. Was sehr viel aus macht ist, wie ich einem Fotokurs bei Gunther Nocke von der Fotoschule Deutschland, neulich gelernt habe ist die Veränderungen des Weißabgleichs. In 90% der Fälle liegt da die Automatik richtig, aber wenn man mal daran rum spielt kommt man zu erstaunlichen Ergebnisse. Den Weißabgleich, sowie die ISO kann man übrigens auch im Automatikmodus, selber bestimmen.
Vg Christine
Deine Bilder sind immer wieder Kunst und eine Augenweide! Ich genieße sie immer wieder gern ☺️
Herzlichen DANK, Doerl!
Das klingt nach einem aboslut tollen Workshop!! Ich liebe deine Bildsprache und die Stimmung.
UND: du hast recht, der eine liebt die dunkle, stimmungsvolle Variante – ich z.B. mag auch sehr cleane Bilder mit viel weiß.
Ich bin tatsächlich noch sehr jungfräulich in Sachen Manuelle Fotografie – hast du denn auch Workshop Empfehlung in meiner direkten Umgebung? D.h. Kreis Karlsruhe?
Ich denke ich könnte sehr viel an meiner Bildsprache optimieren…
Viele Grüße
Alina
Liebe Alina, auch ich stehe eigentlich mehr auf weiße/helle Bilder. Aber die sind oft eine Herausforderung für mich, denn weiß kommt auf dem Foto meist gelblich oder bläulich rauß.
Ich habe gerade hin- und her überlegt…mir fällt keine Bloggerin im Raum Karlsruhe ein, die einen Workshop
gibt. Wenn mir jemand einfällt, dann melde ich mich.
Liebe Grüße Bine
Meine liebe Bine,
ich danke dir von Herzen für deinen wundervollen Blogpost! Ganz ehrlich macht es mich sehr glücklich zu lesen, dass du so von meinem Workshop profitierst. DANKE!
Bis hoffentlich bald
Berit
Jahaaaa, meine Liebe! Ich habe profitiert! Definitiv! :-)
ganz tolle bilder sind das geworden :)
Ich nehme mir nicht immer genügend Zeit zum Fotografieren – genau das kann ich auch unterschreiben, eigentlich ist es sehr schade aber man hat halt oft nicht genug zeit und lebt in einer “schnell-schnell” gesellschaft,…
Dafür, dass Du Dir auch nicht immer Zeit nimmst, liebe Ina, sind die Ergebnisse bei Dir aber super! :-)
Aber ich weiß natürlich, was Du meinst. Man könnte immer noch ein Schippchen drauf legen, ne?!
Liebe Grüße Bine
Ohohohhhhh!! So wahnsinnig schöne Bilder!! Ich will das definitiv auch können und brauche A) eine neue Kamera und B) einen Kurs (in der Schweiz…). Aber das sind Details ;-) Vielen Dank für deine Inspiration!! :*
Die Fotos sind richtig schön und der Workshop war sicher sehr interessant. Ich habe im vergangenen Jahr auch mal an einem Foto-Workshop teilgenommen und versuche, wenn ich Zeit habe, auch mal mit manueller Einstellung und Stativ zu arbeiten (aber nicht immer).
LG
Ingrid
Hallo Bine,
Deine Fotos sind mal wieder super schön geworden. Ich mag Fotos mit viel dunklen Anteilen sehr.
Aber ich finde es erstaunlich, dass viele meinen man kann nur wirklich tolle Fotos machen wenn man im manuellen Modus fotografiert. Ich halte das für Humbuck. Ein paar Dinge über die Wikrung von Blende, ISO, Belichtungszeit und co. zu wissen macht durchaus Sinn, aber man kann auch im Automatik Modus tolle Bilder machen. Auch hier kann und sollte man ISO und Weißabgleich selber wählen. Wenn man ein bischen mit Tiefenschärfe spielen möchte bietet sich der AV Modus, in dem man nur die Blende einstellen kann, an.
Ich will damit, das Fotografieren im manuellen Modus nicht schlecht reden, es ist toll wenn man es kann und zu nutzen weiß. Ich möchte nur sagen, dass sich niemand schämen sollte, weil er im automatik Modus forografiert und damit tolle Bilder bekommt.
Lg Christine
Hallo Bine,
mit welcher Kamera fotografierst du aktuell? Ich hab nur einen älteren Beitrag gefunden aus dem Jahr 2014…
Liebe Grüße
Birgit