Erster Monat des Jahres, erster Buchtipp für Euch. Und ich bin gespant, ob Ihr das Buch schon kennt. Ich spreche von Bergland, geschrieben von Jarka Kubsova. Ganz tolle Familiengeschichte, drei Generationen. Ich bin zufällig drüber gestolpert und war sofort gefesselt.


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Als ich mich im Dezember letzten Jahres mit meiner Tochter in der groooßen und kürzlich noch umgebauten Mayersche Buchhandlung am Neumarkt in Köln traf, da habe ich dieses Buch u.a. kurz in meiner Instagram Story gezeigt und geschrieben, dass ich das gerade angefangen hätte und richtig gut fände und darauf kamen einige Nachrichten meiner lieben FollowerInnen, die mir schrieben: Habe ich auch! Kenne ich, ganz toll! Schon gelesen! Super Buch! Marschland musst Du auch lesen! u.s.w.
Sagte ich schonmal, dass ich diese Interaktion total schön finde?! Sich über so Alltagsdinge aus dem Leben kurz austauschen, eine kleine Nachricht schreiben? Interesse zeigen und spüren? Das ist schön!
Jedenfalls bin ich nun durch mit BERGLAND und empfehle es heute allen, die das Buch noch nicht gelesen haben.

Diese Geschichte umfasst drei Generationen, die alle im abgelegenen Dorf Tiefenthal, in Südtirol, lebten und leben. Ihr Haus, ihr Hof, ihr Land liegt ganz oben auf dem Berg. Dort, wie die Lebensumstände rau und bedingungslos sind, wo damals noch nicht mal eine befestigte Straße hinführte, wo der Winter lange verharrt, wo der Boden störrisch ist.
In den 40ern lebt und arbeitet dort Rosa, allein, verlassen, niemand mehr da. Sie und das Kind, der kleine Sepp, der all zu oft im Haus eingesperrt werden muss, damit sie die Ernte einholen kann. Unvorstellbar und doch so vorstellbar, den wir wissen doch, dass das Leben damals um einiges härter, zumindest körperlich härter, war. Rosa kämpft nicht nur um ihre Existenz und um den Hof, um den Ertrag und um das Kind, sie kämpft auch leise gegen die Na*zis, die sich in Tiefenthal breit machen. Sie bringt Lebensmittel in den Wald, damit die Männer, die sich dort vor dem Einzug verstecken, nicht verhungern. Sie bringt ihr einziges Pferd in den Wald, damit man es ihr nicht wegnimmt.
Rosa, Sepp und Hannes – drei Generationen, ein Hof – Bergland
Rosa hinterlässt Sepp, der versucht den Hof nach seinem besten Wissen und Gewissen, nach neuen Erkenntnissen zu führen, in die Zukunft zu geleiten. Er kämpft für eine befestigte und richtige Straße, damit er die Milch einfacher und schneller ins Dorf und zum Milchwagen bringen kann. Er kämpft für eine bessere Infrastruktur und für einen besseren Ertrag. Um seine Ehe kämpft er irgendwann nicht mehr.
Und danach kommt Hannes, der nun das Sagen hat. Ein echter Bauer ist er nicht mehr. Seine Frau Franziska und er vermieten nun Zimmer an gestresste Städter, die ein bisschen Bergluft schnuppern wollen. Anders können sie den Hof nicht mehr halten, müssen sich nun dem Tourismusverband unterwerfen.
Das Leben ist nicht besser geworden. Im Gegenteil. Alle rackern sich ab, zu jeder Zeit, in jeder Generation. Und arbeiten und graben und schuften und putzen und kümmern sich um den Hof.
“… Aber alles andere, alles, was einen selbst betraf, die Sachen, die einen nicht schlafen ließen, wovor man sich fürchtete, wonach man sich sehnte, das kam nie zur Sprache, das würgte man runter. All die großen, schwer verdaulichen Dinge. Trauer, Kummer über verlorene Menschen und verlorene Ernten, man schluckt sie herunter und erwähnte sie mit keinem Wort. Man konnte einen ganzen Krieg herunterwürgen.” … Diese Passage könnte ich noch über Seiten weiter zitieren, weil sie die Menschen und das Leben so gut beschreibt.
Frau Kubsovas Schreibstil hat mir wahnsinnig gut gefallen. Auf den Punkt, bäm, präzise und so klar. Selbst ihre Beschreibungen der Landschaften hat mir imponiert und mich richtig gut unterhalten. Sie kommt die Liste der Autoren, deren andere Bücher ich auch mal lesen möchte.
Eine bewegende Familiengeschichte
Die Geschichte springt zwischen den einzelnen Personen, Zeiten, Ereignissen und zum Ende hin passiert etwas, was Hannes und Franziskas Familie durcheinander würfelt und wieder neu sortiert. Nicht zuletzt durch Rosas Vermächtnis, dessen sich die Nachfahren irgendwann bewusst werden.
Bergland ist eine bewegende Familiengeschichte mit all ihren einzelnen Mitgliedern, die zusammen gehören, von einander abstammen und doch so unglaublich verschieden sind und so ganz andere Leben führen. Die sich aber – wenn sie miteinander reden (würden) doch ganz wunderbar ergänzen und helfen… zumindest könnten. Tragisch und schön zugleich.
Absolut Lesenswert – von Anfang bis Ende!
Habt einen schönen Tag Mittwoch!
Liebe Grüße
Bine
- Kubsova, Jarka (Autor)
Letzte Aktualisierung am 2025-01-22 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
12 Kommentare
Ich habs tatsächlich noch nicht gelesen, aber es hört sich toll an. Kommt auf die Leseliste. Danke für den tipp
lg starky
Tu es! Unbedingt, liebe Starky! Das Buch ist einfach toll!
Liebe Grüße Bine
Das Buch kommt auf jeden Fall auf meine Bücherliste.
Deine Besprechung macht Lust darauf. Definitiv!
Lieben Dank für den Tipp!
Das finde ich super, dass Du nun Lust hast, das Buch zu lesen!
Ich finde es nämlich super gut… aber das habe ich ja geschrieben. ;-)
Liebe Grüße Bine
Oh – ja den Austausch liebe ich auch und bedauere, dass ich nur am Rechner kommentieren kann – zumindest auf dem Blog. Danke für den Tipp! Ich werde das bei unserer Buchhandlung vor Ort bestellen und freue mich bereits das Buch zu lesen. Lieben Dank für Deine Mühen!
Liebe Karolina,
auf Blogs kommentiere ich auch nur am Rechner. Das ist mir am Handy zu aufwendig.
Aber bei Insta geht das ja recht flott. :-)
Ich wünsche Dir ganz viel Lesefreude mit dem Buch… und Mühen sind das nicht.
Ich schreibe ja einfach sehr gerne!
Liebe Grüße Bine
Liebe Biene,
ich schau immer bei Dir vorbei, weißt Du ja. Ich habe es gelesen und meiner Wollfrau geliehen, die kann schlecht einschlafen und dabei helfe ich ihr mit Büchern aus. Ist ja schade wenn sie nur einmal gelesen werden. Verleihen mag ich meine Bücher eigentlich nicht, aber eine Einzelperson die nur im Bett liest, da mach ich das auch gerne. Nun zum Buch, ich habe es schon zweimal gelesen, weil es mir so arg gut gefiel. Es ist unglaublich wie hart diese Arbeit zum Überleben dort oben ist.
Die Mare vom Geigelstein oder die Sennerin v. G. in den Chiemgauer Alpen ist auch so eine Geschichte. Harte Jahre gute Jahre von Christiane Tramitz
Unterhalb liegt die Oberkaser Alm. Dort ist mein Sohn oft zu Gast wenn sie auf den Geigelstein wandern. Er hat sich schon früher in den Chiemgau verliebt und sich dann in SACHRANG eine Ferienwohnung gekauft. Seine Familie fährt auch Ski, alles zusammen lohnt sich aber, denn ein bisschen weit ist der Weg zwar aber es geht in zwei Stunden von Nürnberg aus.
Also Sennerinnen werden wir zwei in diesem Leben liebe Biene bestimmt nicht mehr, aber ich schick Dir ganz liebe Grüße. Helga von den Bienenelfen
Liebe Helga, schon zweimal hast Du das Buch gelesen? Das verstehe ich zu gut… schaffe ich zeitlich jedoch nicht.
Die Gegend ist mir wenig bekannt, vor Jahren war ich einmal in Südtirol und würde zu gerne noch einmal hin, aber das ist ein ganz schön weiter Weg von uns. :-)
Ich schicke Dir ebenfalls ganz liebe Grüße
Bine
Hallo Bine,
ich habe es auch gelesen. Ein sehr schönes Buch. Nun ist mir aufgefallen, dass ich es verliehen habe und ich weiß nicht mehr weiß an wen. Es sollte bei mir bleiben. Ich habe Bücher die dürfen bleiben und welche die ich im sozialen Bürgerzentrum in die Tauschbörse gebe.
LG Ulrike
Das tut mir leid, liebe Ulrike und ich weiß genau, was Du meinst. Es gibt Bücher, die dürfen gehen und Bücher, die müssen bleiben.
Drücke Dir die Daumen, dass Du es wiederbekommst.
Liebe Grüße Bine
Liebe Bine, ich gehöre wohl zu den Personen, die geschrieben haben “Du musst auch Marschlande lesen” ;) Deine Rezension von “Bergland” gefällt mir sehr gut. Ich sollte es nochmal lesen. Alles Liebe für Dich, freue mich auf die nächste Buchbesprechung.
Marschlande steht auf jeden Fall auf meiner Leseliste, liebe Sarah! Ich habe auch schon im Netz nur beste Rezensionen gelesen.
Ich muss früher ins Bett und mehr lesen. :-)))
Auch für Dich alles Liebe & liebe Grüße
Bine