Am 1. Juli 2022, es ein Freitag, da haben wir hier in NRW schon eine Woche Sommerferien hinter uns. Die Tochter betreut zu dieser Zeit einen Sack Flöhe in der Jugendherberge, der Sohn und ich streichen und räumen, schieben und rücken in seinem Zimmer. Die Nachrichten laufen über mit Berichten über die dramatischen Zuständen an den NRW-Flughäfen, von Streitereien, wie es denn nun mit Corona und den ganzen Maßnahmen weitergehen soll und natürlich die Sorge vor einem russischen Gas Stop.
Ich lesen und sehe das alles, schiebe jedoch sämtliche Gedanken und Sorgen soweit es denn geht, weg von mir.
Wir genießen den Juli. Das Leben. Den Sommer. Die Musik.
In der Burg, nur einen Ort weiter, erklingen am Freitagabend wundervolle kubanische Rhythmen, schwingen talentierte Menschen vor der Bühne ihre Hüften dazu, sitzen der Mann und ich mit einem erfrischenden Aperol Spritz im Publikum und wippen fröhlich mit dem Fuß. Auf der Bühne steht El Nene, der mit bürgerlichem Namen Pedro Lugo Martínez heißt, mit seiner Band. Ich sehe und höre von diesem Mann das erste Mal. Google erzählt mir später, das El Nene eine echte Größe ist, er den Latin Grammy gewonnen hat und in dem Dokumentarfilm Música cubana mitgespielt hat. Wow.
Am Tag darauf findet auf dem Prinzenhof das traditionelle Hahneköppe statt. Das ist hier so Usus, wenn nicht gerade Pandemie ist. Früher mussten die Hahnenkönige-Kandidaten mit verbundenen Augen, einem echten, aber bereits totem Hahn, den Kopf abgeschlagen. Heute muss ein Gummihahn dran glauben, was mir als Zuschauerin durchaus auch lieber ist.
Summer Jam und Reggae in Colonia.
Am Sonntag fliegt die Familie aus Richtung Fühlinger See. Dort findet das Summer Jam Festival statt; wir besuchen Freunde, die vor Ort, mittendrin, einen Stand haben. Die Stimmung ist – wer ahnt es? – richtig, sehr chillig. :-)
Das Wetter ist aber auch toll. Die Musikrichtung ist nicht so meins, aber so ein bisschen Festival-Atmosphäre schnuppern, das hat schon was. Und dazu ‘ne Krakauer im Brötchen mit viiiiel Senf. Herrlich!
Die Teenie-Zimmer-Renovierung steht kurz vor dem Abschluss, es werden aber noch Dinge benötigt. Also machen wir einen Ausflug zum großen Möbelhaus, wo wir uns vor dem Rundgang im hauseigenen Restaurant stärken. Das habe ich schon eeewig nicht mehr gemacht.
Ich möchte an dieser Stelle kurz festhalten: Weder Teelichter, noch Stoffe, Servietten oder anderes Zeug habe ich gekauft. Ich weiß nicht, ob es das schon einmal gegeben hat. Deswegen ist es definitiv eine Notiz hier wert.
Das ist der Regenschirm-Effekt.
Letztes Jahr, während unseres Kreta Urlaubes, da habe ich mir eine ordentliche Gehörgangsentzündung eingefangen und das war sowas von be…scheiden. Nicht nur die Schmerzen waren doof, auch der Marsch zur Apotheke bei 38,5 ° Grad und meinem Versuch mit Händen und Füßen und dem Google Translater der freundlichen Damen hinter dem Counter, zu erklären, warum ich denn nun da bin und was ich denn habe. Deswegen kümmere ich mich dieses Jahr frühzeitig um eine gut sortierte Reiseapotheke. Dazu zählt u.a.: Ohrentropfen.
Eine gute Woche vor Abflug habe ich einen Termin beim HNO, der mir Tropfen verschreibt, die ich in der Apotheke abhole, in den Koffer packe, aber nicht brauche.
Ich nenne es den Regenschirm-Effekt. Hängen dicke graue Wolken am Himmel und ich verlasse das Haus mit einem Regenschirm, dann regnet es nicht. Lasse ich den Schirm zu Hause, werde ich mit großer Wahrscheinlichkeit pitschnass.
Nass werden wir Anfang Juli tatsächlich selten. Das Wetter ist richtig gut. Sonne satt. Schön für uns, schlecht für die Natur. Am Rekord-Hitzetage Mitte Juli, waren wir nicht im Lande.
Mollie ist’s zu warm. Verstehe ich gut. So sehr ich die Spaziergänge bei schönstem Wetter genieße… wir sind beide immer wieder froh, wenn wir zurück zu Hause, in den kühlen vier Wänden sind.
Ein Weltstar in Gelsenkirchen und wir sind dabei.
Das Ereignis des Jahres: Wir vier sehen Ed Sheeran live und in Farbe. Nicht hautnah, aber wir sind mit ihm in ein und derselben Arena. Und er singt. Und wir summen mit und haben Gänsehaut. Was für ein Erlebnis. Was für ein Künstler. Ich bin immer noch ganz begeistert.
Noch schöner hätte ich es gefunden, wenn wir diese Show unter freiem Himmel erlebt hätten… habe gehört, dass das Dach der Arena wegen Lärmbelästigung geschlossen wurde. Schade. Corona kreuzt an dem Abend immer wieder mal meine Gedanken… darfste nicht drüber nachdenken, sonst wird Dir übel.
Und dann ist er endlich da: Der langersehnte Sommerurlaub.
Ich kann es ehrlich gesagt nicht so richtig glauben, dass wir vier ohne (größere) Probleme, ohne Zwischenfälle, ohne lange Wartezeiten,… scheinbar ganz einfach von Köln-Bonn nach Kos fliegen. Auch der Rückflug ging recht reibungslos von Statten.
Und während wir mit unseren Koffern von Terminal 1, vorbei an Terminal 2, zum Parkhaus laufen, da stehen neben uns sooo viele Menschen in der Schlange und warten darauf, dass sie durch die Sicherheitskontrolle kommen. Was tun sie uns leid!
Wir verleben jedenfalls 12 wundervolle Tage auf Kos, schauen uns auf der Insel um, genießen aber auch das Nichts-tun. Bedauerlich ist nur, dass ich im Juli nicht bei 12 von 12 mitmachen konnte… aber auch das war auch schon 2021 und 2020 so.
Von unserem Ausflug nach Kos Stadt habe ich Euch ja bereits erzählt, weitere Berichte sollen folgen.
Ein Besuch in der Heimat.
Letzte Woche geht es dann zu einem Besuch in die Heimat. Kleine Kinder wachsen ja so unglaublich schnell, da muss man immer mal wieder nachsehen, wie der Stand der Dinge ist. Wir spielen im Garten und quatschen und essen lecker Eis mit Sahne.
Und ich schmunzel über den Humor meiner Mama. Entweder pünktlich sein… oder geil aussehen.
Von wegen Sommerloch.
Dieser Juli war für uns ein schöner Monat, keine Frage. Für die Welt, für die Politiker, Entscheider und Lenker vermutlich weniger. Von Menschen, die vom Krieg, von Hunger und Leid betroffen sind… das können wir uns ja gar nicht vorstellen.
Statt eines Sommerlochs, in dem Journalisten und Redakteure normalerweise händeringend nach guten Stories suchen, gab es in diesem Monat eine Menge zu berichten:
Der Streik der Pflegekräfte für bessere Arbeitsbedingungen und das damit verbundene Chaos in den Krankenhäusern, ebenfalls Chaos an den Flughäfen, wo Hunderte von Reisende ihre Flüge verpasst haben oder Stunden, teilweise Tage auf ihre Koffer warten mussten; die Drosselung der Gazprom-Lieferung durch Nord Stream 1 und die damit verbundene Sorge: Was für ein Winter kommt da auf uns zu? Draußen sind’s 28° Grad und in den Baumärkten kaufen die Leute Heizungsgeräte statt Planschbecken. Auch ein Thema im Juli: Die Streitfrage zur Isolationspflicht, 5 Tage? Gar keine Pflicht?
Überhaupt: Corona! Die Zahlen steigen und steigen, wir marschieren auf einen brenzligen Herbst zu.
Am Samstag, den 30. Juli 2022 liegt die deutschlandweite Sieben-Tage-Inzidenz knapp 600… wobei ein jeder meint: Kannste nochmal das Doppelte drauf schlagen. Geht ja keiner mehr zum Testen. Zum Vergleich: letztes Jahr im Juli lag die Inzidenz in NRW bei 7,1 oder so.
Letztes Jahr im Juli habe ich mich gefreut, dass unsere Freunde fast alle schon einmal, einige sogar schon zweimal geimpft waren. Dieses Jahr im Juli sind wir alle schon lange geboostert und fast alle hatten in der ersten Hälfte des Jahres Corona. Crazy oder?
Puhhh! Genug der schlechten Nachrichten. Es hilft alles nix, wir schauen nach vorne, sind wachsam, lassen uns aber nicht unterkriegen.
Im Juli 2022 habe ich Euch hier auf dem Blog ein herzhaftes und ein süßes Rezept präsentiert:
Links // Ein 15-Minuten-Sommergericht: Ricotta-Zitronen-Pasta mit Rucola {klick}
Rechts // Johannisbeer-Käsekuchen mit knusprigen Butterstreusel {klick}
Und dann habe ich Euch schonmal mit nach Kos, also nach Kos Stadt mitgenommen und ich habe Euch eines meiner Urlaubsbücher vorgestellt.
Links // Bitte hier klicken, wenn ihr eine Runde mit mir durch Kos spazieren möchtet. :-)
Rechts // Und hier kommt Ihr zum Buchtipp “Sommerträume auf Sylt” <- klick.
Wir haben nun noch eineinhalb Wochen Sommerferien… dann ist das süße Leben leider wieder vorbei. Einerseits schade, andererseits freue ich mich gegen Ende ja auch immer wieder auf einen (etwas) geregelteren Alltag, das muss ich schon zugeben.
Ich wünsche Euch und mir heute erstmal einen schönen Sonntag! Danke für’s Vorbeikommen und Lesen und vielleicht auch Kommentieren. :-)
Fröhliche Sonntagsgrüße
Bine
6 Kommentare
Schön, dass wir euren Juli “miterleben” durften!
Bei uns hier in Bayern ist heute der erste Ferientag und unendlich viele Ferientage liegen vor uns… Wie schon zu meiner Schulzeit beginnt die Schule hier in Bayern erst wieder Mitte September und damit endet für mich eigentlich auch immer der Sommer. Aber jetzt starten wir erstmal in viele brütend heiße Tage, laue Sommernächte und ganz viel Nichtstun!
Euch eine letzte schöne Ferienwoche und einen guten Start in den Alltag!
Liebe Stefanie,
da wir hier in NRW meist zu den ersten gehören, die in die Sommerferien starten, fühlt es sich für mich immer ganz seltsam an, wenn ich Euch aus dem Süden höre und lese, dass Ihr 6 Wochen frei habt. :-) Unvorstellbar für mich, obwohl ich es ja gar nicht anders kenne.
Ich wünsche Euch einen tolle und erholsam Ferienzeit!
Liebe Grüße Bine
Guten Abend Bine,
ein schöner Juli mit vielen tollen Erlebnissen liegt hinter Dir. Danke fürs Mitnehmen! Für uns liegen jetzt “süße”, wie Du es so schön bezeichnest, 14 Tage Urlaub vor uns. Ich freue mich auf Meeresrauschen, Möwengeschrei und lange Strandspaziergänge. Corona ist für die meisten Menschen nur noch ein Wort, so jedenfalls empfinde ich es momentan. Überall gibt es Konzerte, wie z. B. hier in Sachsen, Dresden am Wochenende die “Kaisermania”. Die Menschen wollen einfach nach 2 Jahren mal wieder ausgehen und schöne Stunden verbringen. Ich gönne es jeden von ganzen Herzen. Es wird noch viel Ungutes auf uns zukommen, sei es Corona, Preissteigerungen, Gasstop usw., die Liste ist unendlich lang. 2ir werden ja täglich von seitens der Politiker gut darauf vorbereitet.
Viele Grüße, Grit.
Meine liebe Grit,
ich wünsche Euch von Herzen einen wundervollen Urlaub mit ganz viel Möwengeschrei und noch mehr Meeresrauschen und auf jedem Fall gutes Wetter. Lasst es Euch gut gehen und kommt gesund und erholt zurück.
Auch ich habe das Gefühl, dass Corona nur ein Wort ist… und wenn ich ehrlich bin, dann nehme ich gerade alles mit, was geht. Einen schönen Urlaub. Ein tolles Konzert. Treffen mit Freunden. Ein Kurztrip nach Holland.
Manchmal bekomme ich ganz kurz einen Schreck, weil ich denke: Mist, Du hast die Maske vergessen und dann sehe ich, dass niemand Maske trägt.
Ich denke aber genau wie Du, liebe Grit, dass uns bald wieder ganz andere Zeiten ereilen werden. So lange heißt es: Genießen!
Liebe Grüße Bine
Ich lese immer gerne deine Zusammenfassungen und freue mich, dass ihr einen recht sorglosen Sommer verbringen konntet – trotz des Reisechaos und der Coronazahlen.
Meine Familie war im Sommer auch endlich hier – nach zwei verschobenen Urlauben – und wir hatten eine geniale Zeit. Ich habe auch versucht einfach mal alles auszuschalten und nur das Hier und Jetzt zu geniessen.
Liebe San, das freut mich so, dass Deine Familie Dich nun endlich besuchen konnte und, dass Ihr obendrein eine geniale Zeit hattet. Das sind so schöne Neuigkeiten!
Corona ist hier zwar immer noch ein Thema, aber es wird überschattet durch “heißere” Themen… der Krieg, die (Gas-)Preise, die Lebensmittelpreise, Verzicht,…
Wie ist es bei Dir, auf der anderen Seite des Meeres?
Liebe Grüße Bine