Ende letzten Jahres war ich ja etwas frustriert, weil ich das Gefühl hatte gar nicht zum Lesen zu kommen, bzw. weil ich mir nicht die Zeit genommen hatte, mal ein schönes Buch zu lesen. Manchmal ist das einfach so. Da kommt man gefühlt zu nix oder andere Dinge haben einfach eine höhere Priorität. Meine Viruserkrankung eine Woche vor Weihnachten war zwar in vielerlei Hinsicht Mist, aber in zwei, drei anderen Hinsichten einfach wunderbar. Mit ganz viel Muse und einer Tasse Tee habe mein Nähzimmer aufgeräumt, sortiert und ausgemistet und mit noch mehr Muse und mehreren Tassen Tee habe ich in wenigen Tagen ein ganzes Buch verschlungen: Baba Dunjas letzte Liebe.
Baba Dunjas letzte Liebe von Alina Bronsky
Es ist kein neues Buch. Seit 2015 gibt es Baba Dunjas letzte Liebe von Alina Bronsky bereits in den Buchgeschäften und seitdem ist es mir auch immer mal wieder begegnet, aber ich habe es nie gekauft. In meiner Quarantänewoche im vergangenen Dezember kreuzte es wieder einmal meinen Weg und weil ich im Sommer letzten Jahres das Buch Barbara stirbt nicht von eben jener Schriftstellerin gelesen hatte und von dieser Geschichte und dem Schreibstil so angetan war, kaufte ich es.
Das kann ich gleich vorweg sagen: Tolles Buch!
Baba Dunja lebt mit einigen wenigen anderen Menschen, die meisten recht eigenwillig, kurios, ein bisschen seltsam, im Niemandsland. Sie sind zurück in ihre leeren Häuser, in das verlassene Dorf Tschernowo gezogen.
Sie leben dort, wo sich andere nur im Schutzanzug hin trauen. Baba Dunja, die ältere Dame, die einstige Krankenschwester, lebt dort ein selbstbestimmtes Leben. Sie baut in ihrem Garten Obst und Gemüse an, was andere niemals nur anfassen würden, weil alles ist ja verstrahlt. Es gibt kein Telefon und Elektrizität nur hin und wieder. Es gibt keine Fristen und keine Termine.
Baba Dunja pflegt Kontakt zu ihren kauzigen Nachbarn, trifft sich mit ihrer Nachbarin Marja, spricht über den Zaun mit Petrov, der den ganzen Tag in der Hängematte liegt und nicht mehr lange zu leben hat. Hin und wieder läuft sie den weiten Weg zur Bushaltestelle und fährt den noch weiteren Weg in die große Stadt, da wo es keine Strahlen gibt. Sie geht zum Postamt und sieht nach, ob Post für sie angekommen ist und sie gibt immer einen Brief an ihre Tochter auf.
Ihre Tochter lebt in Deutschland, ist Chirurgin, schickt manchmal Päckchen aus dem fernen Land. Dinge von denen sie meint, dass ihre Mutter sie benötigen würde. Tesafilm und sowas.
Lustig und klug und voller Herz.
Alina Bronsky schreibt einfach wundervoll. Lustig und klug und voller Herz beschreibt sie diese Menschen und deren Leben. Schon bei Barbara stirbt nicht war ich ganz begeistert und verzaubert, aber Baba Dunja hat mich noch ein wenig mehr hingerissen.
Eines Tages kommt ein fremder ins Dorf und dann rückt auch noch die Miliz an und dieser kleinen eingeschworenen Gemeinschaft in diesem verlassenen Dorf droht das Ende.
Die alte Dame hat mich sehr fasziniert. Sie ist eine selbstbewusste und mutige Frau, die sich entschieden hat, nach dem Reaktorunglück zurück zu kehren, die ein selbstbestimmtes Leben führt, die sich um andere kümmert und sich und diese kleine Gemeinschaft verteidigt. Sie strahlt so viel Ruhe und Gelassenheit aus, was mir nicht nur gut gefallen sondern auch – so kurz vor Weihnachten – gut getan hat.
Absolute Lesempfehlung von mir für Euch. :-)
Habt einen schönen Sonntag!
Liebe Grüße
Bine
- Bronsky, Alina (Autor)
Letzte Aktualisierung am 26.09.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API