Wenn mir eine Freundin, von der ich einfach weiß, dass wir einen sehr ähnlichen Buchgeschmack haben, eine Whatsapp schickt mit dem Satz: Barbara stirbt nicht von Alina Bronsky gefällt mir außerordentlich gut und ich just in diesem Moment kein ungelesenes Buch auf dem Nachttisch oder auf meinem Reader habe, dann kaufe ich das Buch, ohne mir die Inhaltsangabe durchzulesen.
Und wie erwartet: Auch mir gefiel Barbara stirbt nicht außerordentlich gut. Ich kannte Alina Bronsky sogar schon. Der Groschen fiel aber erst etwas später. Scherbenpark habe ich von ihr gelesen. 2013 war das. Gut, dass ich eine “Gelesenes” Liste in meinem Handy führe, diese Info war schon längst durch mein siebartige Gedächtnis gerieselt.
Auf jeden Fall: Barbara stirbt nicht. So ein gutes Buch ! Mit einem Ende, dass mich nicht glücklich macht, aber darauf will ich hier nicht eingehen. Es hilft ja nix, man kann es nicht ändern.
Barbara stirbt nicht von Alina Bronsky
Walter Schmidt ist ein Nörgler, ein Querulant, einer, dem man es wirklich nie recht machen kann. Walter ist verheiratet mit Barbara. Sie führen eine ganz klassische, eine ganz konservative Ehe. Sie ist die Frau, er der Mann im Haus. Und zwar ein Mann der alten Schule. Die Geschichte beginnt damit, dass er wach wird und den morgendlichen Geruch von Kaffee vermisst. Wieso hat Barbara noch keinen Kaffee gekocht?
Barbara ist im Bad gestürzt. Unerhört. Sie kann oder will nicht aufstehen, also hilft er ihr zurück ins Bett.
Nun muss Walter Kaffee kochen. Hat er noch nie gemacht. Überhaupt kennt er sich in der Küche nicht aus, hat nicht mal den Funken einer Idee, wo das Kaffeepulver stehen könnte, geschweige denn, wieviel er davon zum Kaffeekochen benötigt. Er weiß auch nicht, wie man den Staubsauger bedient. Er hat sein Leben lang Geld verdient, seine Frau Barbara hat sich um Haus, Garten, Kinder und das Sozialleben der Familie gekümmert. Und jetzt? Jetzt steht sie nicht mehr auf, jetzt muss sich Walter kümmern.
Es ist eine so anrührende und auch so lustige und dann wieder tieftraurige Geschichte.
Anfangs habe ich über Walter gelacht, dann geschmunzelt, dann habe ich ihn bewundert und auch bemitleidet. Alina Bronsky erzählt mit viel Witz, aber auch mit viel Gefühl die Wandlung dieses stets motzigen Herren, der sich auf seine alten Tage noch einmal ganz neu erfinden muss.
Der Leserin/ dem Leser wird schnell klar, dass Barbara ernsthaft erkrankt ist, nur Walter kann oder will die Zeichen nicht deuten. Immer und immer wieder versucht er sie zu überreden, etwas zu essen. Wer ißt, wird auch wieder gesund.
Und so wird Walter plötzlich Hausmann, surft durch Facebook, guckt Koch-Shows (die er bis dato abgrundtief verabscheute), spricht wieder mit seinen Kindern, stellt eine Hilfe ein und gibt ihr einfach einen neuen Namen, backt auch für andere Kuchen… es macht so viel Freude, ihm dabei zuzusehen, wie er sich auf 256 Seiten mausert.
Wie gesagt, mit dem Ende war ich nicht so richtig einverstanden, aber das soll Euch auf keinen Fall davon abhalten, dieses wundervolle Buch zu lesen. Ihr werdet Walter lieben, das versprechen ich Euch.
Herzlichst
Bine
Barbara stirbt nicht von Alina Bronsky, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch:
- Bronsky, Alina (Autor)
Letzte Aktualisierung am 2024-11-10 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
3 Kommentare
Mir geht’s bei Dir ähnlich wie Dir mit deiner Freundin. Wenn du ein Buch empfiehlst, bin ich ziemlich sicher, es gefällt mir auch. Also ist auch dieses auf meine Merkliste gewandert. Danke, dass du die immer wieder neu befüllst. LG starky
Liebe Bine,
wieder ein großartiger Buch-Tipp von dir, danke! Ich hatte zwischendurch das Gefühl, ich bin in “Besser geht’s nicht” ;-) Als nächstes kommt Baba Dunja dran …
Liebe Grüße, Christine
Wie schööööN! Das freut mich so, dass Dir das Buch ebenso gut gefallen hat!
Dann wirste auch Baba Dunja mögen – auch, wenn es ganz anders ist. Gar nicht lustig, einfach gut.
Liebe Grüße Bine