GELESENES: Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele! Ich liebe Bücher. Romane, Krimis, Liebesgeschichten, Historische Schmöker- gib mir ein Buch und Du hast Deine Ruhe. Hier findest Du alle Buchbesprechungen. Ich würde mich freuen, wenn Dir eine meiner Empfehlungen gefallen würde!
(Werbung & Gewinnspiel) Die Freiheit ist so nah! So greifbar nah! Bald wird Vera endlich von ihrem Ehemann Sven geschieden sein und sobald ihre Tochter Greta das Abi in der Tasche hat, wird sie ausziehen. Vera kann es kaum erwarten. Sie will wieder ihr eigener Herr sein, will keine Rücksicht mehr nehmen müssen, will das tun, wozu sie Lust hat. Sie sehnt einem Neustart entgegen. Spannende Vorstellung, findet Ihr nicht? Alles nochmal auf Null setzen, durchstarten, ohne Rücksicht nehmen zu müssen!?
Hört sich ja erstmal verlockend an. Andererseits- ist das so einfach? Was bedeutet Freiheit und Selbstbestimmung? Gibt es die nur, wenn man sich seiner engsten Familienmitglieder entledigt?

Vera ist eine sehr humorvolle Frau in den – ja, nennen wir es beim Namen- besten Jahren. Alter ist jedoch nicht gleich Alter, schliesslich gibt es das biologische Alter, das kalendarische, das gefühlte, das gehoffte, das gelogene und das geschmeichelte Alter. Vera fühlt sich mal wie 30, mal wie 50, je nach Tagesverfassung. Das kann ich ihr ganz gut nachempfinden.
Ansonsten ähnelt ihr Leben meinem so gar nicht. Vera hat eine erwachsene Tochter und einen noch-Ehemann, der Autos, Uhren und Frauen sammelt. Bei seiner letzten Errungenschaft- natürlich ein jüngeres Exemplar als Vera es ist- will er bleiben, denn er fühlt sich jetzt jung und gebraucht. Vera hingegen hat mit der Männerwelt erstmal abgeschlossen. Sie will ihre Ruhe haben, will die Musik laut aufdrehen, nicht mehr für irgendwen kochen müssen und ins Bett gehen, wann ihr danach ist.
Ehe, Familie und Trennung ist in unserem Freundeskreis in den letzten Jahren leider immer mehr zum Thema zu geworden, was mich oft traurig machte. Liegt am Alter, sagen alle. Ich vermag darüber nicht urteilen, ist doch jede Geschichte für sich ein Einzelfall und ein Einzelschicksal… nein, eigentlich ein Zweierfall und Zweierschicksal- und wenn Kinder im Spiel sind, dann sogar Dreier- oder Viererschicksale.
Vera will also raus aus der Tretmühle und ich fragte mich während des Lesens immer mal wieder: Kann man- nur weil man sich trennt- plötzlich ein selbstbestimmtes, freies Leben führen? Der Mensch, die Menschen, mit denen man zukünftig nicht mehr unter einem Dach lebt, sind ja trotzdem noch da. Irgendwie. Irgendwo. Schwierige Kiste, deren Zusammenhänge, Gründe und Auswirkungen wahrscheinlich nur solche Profis wie Paartherapeuten und Psychologen vernünftig erklären könnten.
Ich nicht.
Nun denn, Vera hat Humor und freut sich auf ihr neues, freies und selbstbstimmtes Leben. Sie will einfach nur den Scheidungstermin hinter sich bringen und das Kind möglichst bald an die Luft setzen.

Vera führt eine kleine Werbe- und Eventagentur, die gut läuft. Ihr aktueller Auftrag: die Ausrichtung des Abi Balls. Sie hätte ihr Tochter für diesen Vorschlag erwürgen können, nimmt die Herausfordeurng jedoch an. Sie ist sich ihrer Sache sicher, weiß, dass sie sich auf ihre Mitarbeiter verlassen kann und sieht der ganzen Organisation gelassen entgegen. Bis sie bei einem Treffen des Abi Ball Komitees Paul Andresen kennen lernt. Paul ist Referendar für Französisch und Sport und laut Vera ist er ein Klischee. Ein Abziehbild aus einer Daily Soap, sportlich, jugendlich, lässig, sexy. Sofort läuft bei ihr ein pubertierendes Kopfkino ab. Paul verdreht ihr den Kopf.
Vera und Paul werden vom restlichen Komitee auserkoren, sich gemeinsam um das Catering zu kümmern. Und von da nimmt die Geschichte ihren Lauf. Die Liebe schlägt zu und Vera ist völlig aus dem Häuschchen. Einerseits hat sie einen Haufen Schmetterlinge im Bauch, andererseits sieht sie keine Zukunft mit einem 15 Jahre jüngeren Mann. Ihre Beziehung ist eine einzige Berg- und Talfahrt, sie genießt Pauls jugendliche Art, wird aber auch immer von Zweifeln überrannt.
Und dann ist da noch die Vorabi-Feier, die Vera für die Abiturienten im Garten ihrer Agentur ausrichtet. Dass ihr noch-Ehemann Sven an dem Abend auftaucht, dass er ziemlich viel Wodka mitbringt und, dass die beidem später in der Kiste landen, das alles war so nicht geplant. Und dann erhält sie auch noch eine Nachricht, die ihren kompletten Lebensplan über den Haufen wirft. Vera muss sich entscheiden und das fällt ihr nicht leicht.
Veras Leben nimmt schräge und wilde Wendungen- von Freiheit und Selbstbestimmung eigentlich keine Spur. Wie oben schon erwähnt- die Menschen, von denen sie Abschied nehmen möchte sind nicht einfach weg. Sie bleiben mit ihr verbunden. Und es kommen neue Menschen hinzu, die ebenfalls Vera in Anspruch nehmen, die neue Gefühle auslösen. Sie muss sich neu positionieren, neu ordnen. Zum Glück hat sie ihre Freundinnen Ursel und Bea, mit denen sie sich regelmäßig in “Müllers Büro” an der Theke trifft, hin und wieder einen pichelt und Probleme wälzen kann.
Ich habe viel gelacht und geschmunzelt beim Lesen dieses Buches*. Franka Bloom schreibt unglaublich zackig und auf den Punkt. Humorvoll und bissig läßt sie uns durch Veras Augen und Herz diese Geschichte durchleben. Vera ist ein wenig älter als ich und führt ein komplett anderes Leben als ich es tue und trotzdem konnte ich mich in manchen Situationen wiederfinden. Mit ihr tauschen? Bitte nicht!
Ich habe sie beim Lesen immer ein bisschen bewundert. Schliesslich beweist sie eine Menge Mut und Kraft. Frei ist sie schliesslich schon lang- aber bis der Freiheitsgedanke in ihrem Kopf, in ihrem Herzen und in ihrer Seele angekommen ist, bedarf es ca. 400 Seiten.

Wenn Ihr Lust auf einen humorvolles Lesevergnügen habt, dann habe ich heute was für Euch: ich darf ein Exemplar des nigelanagel neuen Buches von Franka Bloom verlosen.
Solltet Ihr Anfang 40 – Ende offen* haben und lesen wollen, dann hinterlasst einen Kommentar bis Montag, den 20. Februar 2017/ 24 Uhr unter dieses Posting. Damit nehmt Ihr automatisch an der Verlosung teil. Die Gewinnerin (ich gehe jetzt mal automatisch davon aus, dass sich kein männlicher Leser hier eintragen wird) wird via Zufallsgenerator ausgelost und von mir benachrichtigt. Deswegen solltet Ihr bitte unbedingt eine Email Adresse angeben. Der Gewinn wird nicht bar ausgezahlt und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Vielleicht inspiriert Euch Veras Geschichte auch dazu, sich über Selbstfindung und neue Wege Gedanken zu machen? Welche Erwartungen habt Ihr an Euch selbst mit jedem Jahr, dass ihr älter werdet und wo seht Ihr Euch mit Mitte 40, Anfang 50, Ende 50,…?
Liebe Grüße, Bine
*AmazonPartnerLink
