Puh, was habe wir uns da für ein Thema ausgedacht, die Frau Müller und ich? Ich denke seit Anfang Februar darüber nach, was ich zu diesem Thema schreiben soll, habe ein paar Notizen aufgeschrieben, aber eigentlich keinen klaren Gedanken dazu fassen können. Es ist ja auch ein ziemlich persönliches Thema. Fange ich also mal ganz pragmatisch an und schreibe, was Freundschaft für mich bedeutet:
Mit Freunden tausche ich Geheimnisse aus. Nicht, dass ich viele Geheimnisse hätte… die Zeiten sind irgendwie vorbei. Früher, da hatte ich Geheimnisse. Zum Beispiel, in wen ich verliebt war. Oder, dass wir mit 9 Freunden in einem alten Mercedes, dessen Besitzer ich kaum kannte, zu einer Party fuhren. Ich im Kofferraum. Das habe ich meinen Eltern nicht erzählt. Dass wussten nur meine Freunde, denn die waren schliesslich dabei. Jetzt wissen es auch meine Eltern (Nicht böse sein, Mama und Papa! War alles nur halb so schlimm!).
Mit Freundinnen rede ich über belanglose Alltagsdinge, teile aber auch meine Gedanken und meine Meinung, die ich vielleicht nicht jedem erzählen würde.
Vor einer Freundin muss ich mich nicht verstecken, wenn es mal nicht aufgeräumt ist, wenn ich mich nicht wohl fühle, wenn ich schlechte Laune habe. Meine Freundinnen haben für mich ein offenes Ohr und gerne schenken ich ihnen meine volle Aufmerksamkeit.
Meistens habe ich immer gleich gespürt, dass da eine zukünftige Freundin vor mir steht. Genauso schnell merke ich, dass die Frau mir gegenüber vielleicht echt nett ist, aber nie eine wahre Freundin werden wird. Irgendwas fehlt da. Echte Freundinnen kann ich an 10 Fingern abzählen und diese Freundschaften sind über Jahre gewachsen.
Freundinnen haben in meinem Leben immer eine große und wichtige Rolle gespielt. Mädels, mit denen ich auf einer Wellenlänge bin, denen ich uneingeschränkt vertraue, mit denen ich Lachen aber auch Weinen kann. Meine langjährigsten Freundinnen kenne ich jetzt seit 28 Jahren. Wir haben zusammen die Schulbank gedrückt, haben so ziemlich alles gemeinsam erlebt: Die ersten Parties, die erste Kippe, das erste Mal Haare tönen, die ersten Jungsgeschichten, das Abi, das Studium, die Ausbildung, Ehemänner, Kinder, Scheidungen… acht Mädels sind von damals übrig geblieben und noch heute treffen wir uns regelmäßig; sprechen über das Hier und Jetzt aber auch immer mal wieder gerne über alte Zeiten. Und dabei gibt es eigentlich immer etwas zu lachen.
Dazwischen und währenddessen kamen und gingen andere Freunde. Lebensabschnittsfreunde sozusagen. Z.B. während des Ferienlagers in Brixen 1990. Oder während meines Au Pair Jahres in der Nähe von Washington D.C. 1995/ 1996. Oder während meiner Ausbildung in Köln. Oder in der Zeit als meine Kinder noch ganz klein waren und ich dadurch eine Menge Frauen kennen lernte.
Einige Freundschaften konnte ich aus diesen Lebensabschnitten retten, mitnehmen in eine neue Zeit, andere verliefen sich im Sande. Hin und wieder denke ich an diese Menschen, mit denen ich über einen kurzen Zeitraum intensiven Kontakt hatte. Was ist aus ihnen geworden? Wo leben sie heute? Was machen sie und denken sie vielleicht auch mal an mich oder haben sie mich vergessen? Ich selbst müßte sicherlich mal meine alten Tagebücher wälzen, um mich an den ein oder anderen Namen erinnern zu können. So ist das nunmal.
Man verliert sich aus den Augen, die Interessen verschieben sich, man hat sich nichts mehr zu sagen. Manches mal war ich traurig, wenn Freundschaften im Sande verliefen… heute sehe ich es ziemlich nüchtern und neutral: diese Menschen waren für mich eben Abschnittsfreunde. Mit einigen dieser Leute bin ich heute bei Facebook befreundet. Man findet sich dort, man kennt sich, man verbindet sich. Aber mindestens genauso viele habe ich gefunden und nie virtuell kontaktiert. Wir hatten uns damals schon nicht viel zu sagen, warum sollten wir heute “befreundet” sein?
Durch das Austauschen von Geheimnissen, macht man sich verletzlich. Man gibt etwas preis, in der Hoffnung, dass die Geheimnisempfängerin schön den Mund halten wird. Man vertraut sich, man verbündet sich, man geht ein Wagnis ein. Und man bewahrt die Geheimnisse der Freundin. Mal mehr, mal weniger. Wer hat nicht schon einmal das Geheimnis einer Freundin einer Dritten erzählt? Natürlich im Vertrauen.
Nie habe ich mich im Streit von einer Freundin getrennt. Streiten finde ich doof. Nur einmal musste ich mich von einer Freundin trennen. Musste sie aus meinem Leben streichen und aus meinem Kopf und Herzen verbannen, denn sie war – im Nachhinein gesehen- genau das Gegenteil, was eine Freundin ausmacht. Ich vertraute ihr, aber sie nutze das schamlos aus. Hinterging mich und lügte mich an. Blöde Kuh. Echt jetzt! Aber auch diese Erfahrung hat mich weitergebracht, mich einiges gelehrt, mich vielleicht sogar verändert.
Man wird geprägt durch das, was man erlebt, was man “durchmacht”, was einen bewegt. Und dazu gehören definitiv auch Freundschaften.
Meinen Freundinnen lass ich heute hier ein dickes fettes Dankeschön! Einfach dafür, dass es sie gibt, dass wir uns so gut verstehen, dass wir uns necken und drücken können, dass sie mich richtig gut kennen, dass ich mich nie verstellen muss! Ich weiß, dass einige von Euch hier mitlesen, deswegen: Mädels, Ihr seid für mich die Besten!
Ich wünsche Euch heute einen schönen Freitag und ein wunderbares Wochenende! Das Wetter soll ja schön werden! Bedanken möchte ich mich noch bei allen, die zum Thema Freundschaft ein Posting verfasst und hier verlinkt haben. Ich habe alle gelesen, jedoch nicht überall kommentiert! Das Thema Freundschaft war ja unser Februar Thema, wie aber schon erwähnt: ihr könnt und sollt schreiben, wann Ihr Lust habt. Eure Postings könnt Ihr auch noch im Dezember verlinken!
Das neue Thema ist seit dem 1. März online – Leidenschaft heisst es. Auch diese Beiträge habe ich schon teilweise gelesen und werde mir in den nächsten Wochen dazu meine Gedanken machen.
Liebe Grüße, Bine
6 Kommentare
Liebe Bine,
du hast es echt auf den Punkt gebracht… Freundschaften können kommen und gehen, aber manche Leute bleiben für immer und auch wenn man sich lange nicht gesehen hat, springt der Funke sofort wieder über.
Danke für diesen tollen Text!
Viele Grüße,
Marina
Das mit 9 Leuten in einem Auto kenne ich. Allerdings saß ich damals nicht im Kofferraum, sondern am Steuer. Und wenn man jetzt so darüber nachdenkt… was für ein jugendlicher Leichtsinn! Ganz schnell hätte es so anders enden können. Aber ja. Ich kenne solche Geschichten und irgendwie bereut man es doch nicht. Meine langjährige Freundin kenne ich nun auch seit 28 Jahren (hä? Noch eine Parallele!) . Wir haben zusammen den Kindergarten besucht, die Schulbank gedrückt und sogar die selbe Ausbildung gemacht. Mittlerweile sehen wir uns eher weniger, weil uns ein paar hundert Kilometer trennen. Aber auch wenn wir uns eine zeitlang nicht sprechen, sind wir uns immer nah und haben uns auch immer etwas zu sagen. Ansonsten habe ich eigentlich nur männliche, enge Freunde zu denen ich schon ganz lange Kontakt haben und die aber eher wie eine große Bruderschar für mich ist :)
Liebe Bine!
Du hast so Recht! Echte Freunde ist das was im Leben neben der Familie zählt, Menschen, bei denen man sich fallen lassen kann und die in der Not immer da sind – ohne zu fragen! Ich bin so dankbar, denn ich habe eine Handvoll dieser speziellen Menschen in meinem Leben!
Danke für diesen wunderbaren Beitrag!
Dir, Deiner Familie und Deinen Freundinnen/Freunden ein wunderbares Wochenende!
Liebe Grüße
Vanessa
P.S.: Aber bitte liebe Bine, keine Neu-Deutsch! Das heißt doch immer noch “log” und nicht “lügte” ;-) (Aber ich musste so schön Schmunzeln :-))
Hallo Bine,
auch ich kann das in allen Punkten unterstreichen. Ich hab meine Freundinnen seit gut 30 Jahren und bereue keine “Schandtat” ;-)
Danke für deine schöne Geschichte zum Thema.
Viele liebe Grüße und ein sonniges Wochenende,
Rosi
Liebe Bine,
Also ich les ja Deine Texte immer sehr gerne, Du schreibst immer so schön, zu dem Thema hab ich auch was zu sagen ;-)) ich halt mich mal ran
GglG Heike
Viele Punkte kann ich ebenfalls mit unterstreichen. Freunde sind so wahnsinnig wichtig im Leben <3
Liebe Grüße,
Kate