{Werbung ohne Auftrag | Buchtipp: 84 Charing Cross Road & Briefe aus New York | selbst gekauft}
Liebe Leserinnen, liebe Leser, heute muss ich Euch von zwei Büchern erzählen, die ich in den letzten Tagen gelesen habe und die mich so sehr verzaubert haben. Aber zuvor möchte ich zwei, drei Sätze zu der Autorin dieser beiden Buchschätze schreiben: Helene Hanff, gebürtige Philadelphiarin, war eine Drehbuchautorin für Fernsehserien und für das Theater. 1997 starb sie in New York, wo sie wohl auch die meiste Zeit ihres Lebens in einer Einzimmerwohnung lebte und arbeitete. Von Ihr sind Übersetzungen ihrer Bücher auf dem deutschen Markt erschienen. Zwei möchte ich Euch heute wärmstens empfehlen.
84 Charing Cross Road – könnte durchaus mein Lieblingsbuch werden.
Aufmerksam wurde ich auf 84 Charing Cross Road – ein, wie ich finde, nicht wirklich gelungener Buchtitel, aber nun ja – durch den wundervollen (!!) Bücher-Podcast “Bücher feiern” von der ebenfalls wundervollen Ursula Kollritsch, von dem ich Euch ein anderes mal vorschwärmen werde. Sie war es, die in ihrer ersten Folge das Buch 84 Charing Cross Road als ihr allerliebstes Lieblingsbuch vorstellte und ich kann ihr da nur beipflichten. Es ist einfach so schön geschrieben. Eigentlich müßte ich schreiben: Sie sind schön geschrieben, denn dieses Buch ist ein Briefwechsel-Buch.
Auf 154 Seiten korrespondiert Frau Hanff mit der Buchhandlung Marks & Co in London, deren Adresse 84 Charing Cross Road damals war. Daher der Buchtitel. Frau Hanff ist eine wahnsinnige Vielleserin und liebt gut erhaltene, schön gebundene Bücher, am liebsten mit Goldschnitt, die in den Nachkriegsjahren in New York einfach nicht zu bekommen waren.
Und so stößt sie eines Tages in der Saturday Review of Litarature {ein amerikanisches Wochenmagazin, dass 1924 gegründet wurde und 1986 starb} auf eine Anzeige des Antiquariatsbuchhändler Marks & Co. in London, greift sofort zur Feder und schickt eine Liste mit Wunschbüchern nach London: “Falls Sie gut erhaltene gebrauchte Exemplare von irgendeinem der Bücher auf der Liste haben und diese nicht mehr als 5 Dollar pro Stück kosten, würden Sie bitte diesen Brief als Bestellung auffassen und mir die Exemplare zusenden? Hochachtungsvoll Helene Hanff.”
Und mit diesem Brief vom 5. Oktober 1949 beginnt eine wundervolle, entzückende, liebenswerte Korrespondenz zwischen Frau Hanff und dem Antiquariatsbuchhändler Frank Doel, die ganze 20 Jahre, bis 1969 dauert.
… und so wandelt sich die geschäftliche Korrespondenz in einen freundschaftlichen Briefwechsel.
Zunächst schreiben die beiden rein geschäftlich, wobei Helene Hanff von Anfang an einen wundervollen Wortwitz, fast schon ein freches Mundwerk, aber in jedem Fall eine ordentliche Portion Temperament in ihre Briefe einfließen läßt. Frank treibt für sie rare Buchausgaben auf, die beiden schreiben über Autoren, über Werke und Buchausstattungen. Von Brief zu Brief, von Bestellung zu Bestellung wandelt sich die geschäftliche Korrespondenz zwischen Helene und Frank in einen freundschaftlichen Briefwechsel, bei dem sich hier und da auch immer mal wieder neue Adressaten mogeln. Franks Frau meldet sich mit ein, zwei Briefen und auch Cecily Farr, die Buchhälterin der Buchhandlung, schreibt ebenfalls Briefe an Helene.
Nicht zu letzt, weil diese frische Eier oder Eipulver und Fleisch in Konserven an die Buchhandlung schicken läßt. London leidet zu dieser Zeit unter Mangel und zu wenig Essensmarken. Und Helene fackelt nicht lange. Die Menschen in der Buchhandlung in London sind ihr schon lange ans Herz gewachsen. Sie schreiben sich, sie schicken sich Päckchen und senden immer alle liebe und herzliche Grüße mit.
Immer wieder schreiben Helene und Frank über einen möglichen Besuch, aber immer wieder muss Helene eine Reise nach London verschieben und so lernen sich die beiden leider nie persönliche kennen. Im Dezember 1969 stirbt Frank Doel.
Und ich war todtraurig!
Helene Hanff ist ein Konversationsgenie!
Wie gerne würde ich so schreiben und kommunizieren und korrespondieren können, wie diese Frau! Die wahre Geschichte dieses wundervollen Briefwechsels wurde mit Anthony Hopkins verfilmt und sage Euch, sobald meine Tochter und ich – sie musste das Buch lesen und ihr gefiel es genauso gut, wie mir – demnächst einen gemeinsamen freien Abend zu Hause im Blick haben, werden wir uns den Film ansehen. Eigentlich tue ich das ja nicht gerne – erst lesen, dann gucken – aber diesmal werde ich eine Ausnahme machen. Ich meine gesehen zu haben, dass er bei Prime auszuleihen ist.
Kaum hatte ich 84 Charing Cross Road ausgelesen, bin ich sofort in die Buchhandlung gefahren und habe mir Briefe aus New York bestellt. Am nächsten Tag konnte ich es abholen und fing sofort an zu lesen. Ich bin noch nicht ganz durch damit, aber ich kann Euch jetzt schon sagen: Es ist toll! Ich habe nichts anderes erwartet.
Briefe aus New York von Helene Hanff
Auch dieses Buch ist wieder autobiographisch, denn: 1978 wurde Helene Hanff von ihrer Freundin Chris Longley, die zu dieser Zeit ganz frisch Produzentin der BBC Radiosendung “Woman’s Hour” wurde, gefragt, ob sie einmal im Monat einen fünfminütigen Beitrag über ihr Leben in New York machen würde. Helene Hanff sagte ja und aus dem geplanten sechsmonatigem Projekt wurden sechs ganze Jahre.
1991 gelangten ihre Texte aus dieser BBC Sendung an den Verleger Britt Bell, der sie wiederum fragte, ob er daraus ein Buch machen dürfe. Und so entstand das Buch mit den wunderbaren Kurzgeschichten Briefe aus New York.
Darin schreibt Helene Hanff über ihre winzige New Yorker Wohnung, über ihre Nachbarn, das Baumschmücken-Fest mit den Mitgliedern aus dem Democratic Clubs und wie sie Vorspeisen und den Truthahn auf die Kühlschränke der Nachbarwohnungen verteilt. Sie schreibt über ihre große Liebe zu den Hunden ihrer Freunde, über den Central Park und Konzerte, die sie besucht. Über die einzelnen Stadtteile und lange Abende auf den Treppenstufen ihres Hauses.
Und sie schreibt wieder ganz unprätentiös, bescheiden, so, als ob sie auf unserem Sofa sitzen würde und einfach erzählen würde, was gerade so bei ihr los ist.
Unbedingt: kaufen und lesen.
Ihr seht, Ihr merkt es: Ich bin schwer verliebt in Helene Hanff und sobald die New Yorker Briefe gelesen sind, werde ich mir das dritte und leider letztes Buch von ihr kaufen: Die Herzogin der Bloomsbury Street. Ich bin mir nicht sicher, ob die drei übersetzen Bücher (von Susanne Höbel und Rainer Moritz, übrigens auch mit sehr schönen Nachworten) noch aufgelegt und gedruckt werden. Deswegen rate ich Euch: Kauft sie, bevor sie weg sind.
So genug geschwärmt! Ich wünsche Euch einen schönen Donnerstag… das Wochenende ist nicht mehr fern und das Wetter ist jetzt gerade ein Träumchen. Was will man mehr? Vielleicht ein gutes Buch!? :-)
Hochachtungsvoll
und mit den besten Grüßen
Bine
- Hanff, Helene (Autor)
Letzte Aktualisierung am 23.09.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
- Hanff, Helene (Autor)
Letzte Aktualisierung am 2.10.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
4 Kommentare
Liebe Bine,
danke für den Tipp! Alle 3 sofort bestellt, teilweise schon gelesen (Briefe aus New York) und für wunderbar befunden! Sehr vergnügliche Lektüre.
Hab ein schönes langes Wochenende, bei uns ist Lesewetter ;-)
LG Indina
Liebe Indina,
ich habe gestern den Film dazu gesehen… sooooooo schön. Er heißt Zwischen den Zeilen und ist mit Anthony Hopkins.
Am Ende musste ich leider Rotz und Wasser heulen.
Und heute morgen habe ich noch eine Ausgabe von der Herzogin ergattert. Ich freue mich schon sehr auf das Buch.
Liebe Grüße Bine
Liebe Bine,
vor etwa 20 Jahren bin ich in Charing Cross Road als Hörbuch eingetaucht. Dank dir weiß ich jetzt, dass ich weiterlesen kann. Bei deinen Buchtipps finde ich immer wieder echte Leseperlen!
Viele Grüße Meike
Liebe Meike,
Leseperlen! Was für ein schönes Wort! Das nehme ich ab sofort in meinen Wortschatz mit auf. :-)
Ja, lies weiter und lies mehr von Frau Hanff. Sie schreibt einfach u schön.
Liebe Grüße Bine