Hühnerfrikassee zu kochen ist wirklich kinderleicht und dauert gar nicht mal so lange. Die paar Zutaten, die man benötigt, werden alle nacheinander in einem tiefen Topf gebraten, gedünstet, geschmolzen, gerührt, aufgekocht und vermengt. Und wenn Ihr parallel noch eine oder zwei Tassen Reis kocht, dann steht Euer Hühnerfrikassee in gut 30 Minuten verzehrfertig auf dem Tisch.
Dies ist kein Gericht meiner Kindheit.
Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Mama oder meine Oma früher einmal Hühnerfrikassee für uns gekocht haben?!
Bei uns gab’s Ragout Fin – ein ganz ähnlicher Eintopf, ein “weißes Ragout” aus Huhn, Spargel und Champignons. Das gab es und das gibt es heute noch an Weihnachten. Das Ragout Fin wird in köstliche Pasteten, also zylinderförmige Blätterteig-Hüllen gefüllt, darüber ein Schwapp Worcestersauce gegeben und ich bin im Paradies. Und obendrein wieder acht Jahre alt. Es ist wirklich ein Gericht meiner Kindheit, obwohl es das nur an Weihnachten gab und gibt, nie unterm Jahr.
In unser Ragout Fin kommt übrigens ein ganzes, gekochtes Suppenhuhn. Keine Innereien. Deswegen müßte es wahrscheinlich eher Würzfleisch heißen. Oh mein Gott… wenn man zu diesem Thema und zu diesen Gerichten einmal anfängt zu googeln, dann gelangt man immer tiefer in diesen Info-Sumpf aus Rezepten und Gerichten, aus Traditionen, meist regional begrenzt und bekannt und manchmal ganz verrückte Ritualen.
Deswegen beende ich das hier nun an dieser Stelle, werde meine Eltern am Wochenende mal nach dem Rezept unseres Ragout Fins fragen und widme mich nun schnell wieder meinem Hühnerfrikassee:
Hühnerfrikassee
Dieses besteht aus Hähnchenbrust, Erbsen und Möhrchen, ein Hand voll Champignons und einer hellen, elfenbeinweißen, cremigen Soße. Ganz einfach, ganz simpel, aber sooo lecker.
In das klassische Hühnerfrikassee gehört ja auch ein ganzes, gekochtes Suppenhuhn, bzw. dessen gekochtes Fleisch. Aber wer hat dafür schon Zeit? Ich kaufe immer zwei, maximal drei Hähnchenbrüste; kommt darauf an, wieviele Menschen am Tisch sitzen. An Allerheiligen waren meine Eltern zum Essen bei uns und da habe ich dann einfach eine Brust mehr gekauft.
Und da bin ich schon wieder bei meinen Lieblingsthemen und Regeln, wenn es ums Kochen geht:
Regel Nummer 1: Versuch macht kluch. Ich probiere oft einfach etwas aus, nehme mal diese, mal jene Zutat. Überlege, was dazu schmecken könnte oder, was einfach weg muss. Keine Angst vor kleinen Experimenten!
Regel Nummer 2: Die Angaben einfach nicht so eng sehen. Während man beim Backen schon schauen sollte, dass alle Zutaten richtig abgewogen sind, kann man beim Kochen durchaus mit den Mengen etwas spielen. In dieses Frikassee schneide ich zum Beispiel ungefähr vier Möhren. Ungefähr, weil: habe ich fünf Möhren im Gemüsefach liegen, dann lasse ich eine doch nicht alleine zurück. Nein. Sie kommt selbstverständlich ebenfalls in den Topf und in mein leckeres Frikassee.
Also, wo waren wir stehen geblieben? Richtig: Das Hähnchenfleisch. Dieses schneide ich in kleine Stücke oder Würfel und brate sie kurz in etwas Öl im Topf an. Ich mag es, wenn das Fleisch nicht ganz so blass ist, sondern etwas Farbe hat, was Ihr oben auf dem Foto gut sehen könnt. Obendrein entstehen durchs Anbraten auch ein paar Röstaromen und ein weiterer Vorteil: Im Topf bildet sich ein Bratsatz durch die Verbindung von Öl und austretendem Fleischsaft. Das bringt Schwung in den Topf, denn in diesen Bratsatz schmeiße ich dann noch die klein geschnittenen Möhren. Auch sie dürfen ein bisschen, nur ein bisschen Farbe annehmen.
Die Basis der Soße bildet die Hühnerfond.
Steht ein Glas im Vorratsschrank, wunderbar und wenn nicht, dann rühre ich aus Wasser und ein, zwei Teelöffel Gemüsebrühe-Pulver (ich bin ein großer Fan von Rewe Bio – das schreibe ich hier ganz ohne Auftrag, nur ein gut gemeinter Tipp) flux eine Brühe an. Auch das funktioniert ganz wunderbar. Das Pulver ist ja wahnsinnig lange haltbar, da kann man sich schonmal ein, zwei dieser dunklen Gläser auf Vorrat in den Keller oder den Küchenschrank stellen.
Allerdings, das muss erwähnt werden: Wenn Ihr die Soße mit Gemüsebrühe kocht, dann kann es passieren, dass sie leicht grünstichig und nicht so elfenbeinweiß wird.
Eine Mehlschwitze zu machen ist wirklich easy.
Aus Butter und Mehl wird zunächst eine Mehlschwitze hergestellt. Mehlschwitze – ist es nicht herrlich wunderschönes Oma Wort? Da sehe ich mich auf der Küchenbank sitzen, während WDR4 gerade One Night in Bankog spielt und meine Mama oder meine Oma, die auch oft für uns kochte, am Herd steht und Mittagessen kocht.
Eine Mehlschwitze zu machen ist wirklich easy. Als allererstes stelle ich immer die Brühe oder den Fond neben den Topf und zwar griffbereit. Dann wird die Butter im Topf geschmolzen, dann kommt das Mehl hinzu und das einzige, was dann der Job der Köchin oder des Kochs ist, ist: Mit dem Schneebesen rühren und rühren und rühren. Ohne Hektik, ohne Stress.
Sobald Mehl und Butter recht gut verbunden sind und einen goldgelben Ton angenommen haben, wird die Brühe (oder der Fond) langsam in den Topf gegossen und dabei wird gerührt und gerührt und gerührt. Von der ersten Klumpenbildung lassen wir uns nicht ärgern, nein, wir rühren weiter… so lange, bis die komplette Flüssigkeit im Topf ist und alles gut verrührt ist. Mögliche Klümpchen lösen sich peu á peu auf. Nur die Ruhe bewahren.
Dann wird die so entstandene Soße noch einmal aufgekocht und dabei könnt Ihr quasi zusehen, wie sie anzieht, wie sie dicker und sämiger wird. Vorsicht! Nicht verbrennen lassen. Entweder rühren oder die Hitze runter schalten. Zum Schluss wird die Sahne untergerührt und siehe da: Ihr habt eine wohlschmeckende und bildhübsche helle Soße. :-)
Was brauchen wir noch?
Einige Champignons, für mich darfs ein bisschen mehr sein, für meine Männer am liebsten keinen einzigen. Also wähle ich den Mittelweg: wenige. Die Erbsen kommen aus dem Tiefkühlfach und darf noch etwas frische Petersilie mit rein – muss aber auch nicht. Ich habe immer TK Kräuter im Gefrierfach, denn ich vergessen ganz oft frische Kräuter zu kaufen.
So, nun müßten wir alles beisammen haben. Dann schlage ich mal vor: Schreibt schonmal Euren Einkaufszettel und dann gibt es am Wochenende Hühnerfrikassee.
Bei uns übrigens immer mit Reis. Ich finde, der passt einfach am besten dazu.
Ach und für Vegetarier,
… aber das muss ich wahrscheinlich gar nicht erwähnen, weil diejenigen, die kein Fleisch essen, wohl kaum einen Artikel und eine Beschreibung vom Kochen eines Fleisch-Gerichtes bis zu Ende lesen. :-)
Aber vielleicht lesen hier gerade Menschen mit, die ein vegetarisches Familienmitglied haben: So ist es ja bei uns und deswegen habe ich neulich vegetarisches Hähnchenfleisch (z.B. Like Chicken – dafür gibt es auch keinen Auftrag, dies zu erwähnen, aber ich selbst bin offenen Menschen, die mir ungefragt Infos schenken, ja auch immer dankbar!) gekauft und alle o.g. Schritte damit gekocht. Ebenfalls sehr lecker.
So und jetzt kommt hier das Rezept für Euch. Und am Ende natürlich wieder als Rezeptkarte zum Ausdrucken und/ oder Abspeichern.
Rezept für 4 Personen
Hühnerfrikassee
köstliches Ragout mit Hähnchen, Champignons, Möhren und Erbsen in einer cremig-hellen Soße
- ca. 250 g Hähnchenbrust
- 4 Möhren
- 5 – 6 weiße Champignons
- 150 g TK Erbsen
- 400 ml Hühnerbrühe, z.B. Hühnerfond aus dem Glas
Für die Mehlschwitze & Soße
- 25 g Butter
- 25 g Mehl
- 100 ml Sahne
- 1 – 2 Spritzer Zitronensaft
- Salz & Pfeffer
Die Hähnchenbrust in kleine Stücke oder Würfel schneiden und mit etwas Öl in einem tiefen Topf rundherum anbraten.
In dieser Zeit die Möhren schälen und in feine Streifen schneiden, die Champignons putzen und würfeln und schon einmal die Erbsen abwiegen.
Das angebratene Fleisch aus dem Topf auf einen Teller umbetten und im Bratsatz die Möhrenstreifen und Champignons kurz anbraten, dann ebenfalls zum Fleisch auf den Teller umfüllen.
In den Topf nun die Butter geben und schmelzen lassen, so dann das Mehl hinzufügen und dabei mit einem Schneebesen immerzu rühren und rühren, bis sich Butter und Mehl gut verbunden haben und goldgelb sind.
Nun den Hühnerfond langsam in den Topf gießen und dabei steig weiterrühren, bis sich alle Klumpen und Klümpchen aufgelöst haben. Die so entstandene Soße noch einmal aufkochen lassen, dann die Hitze reduzieren oder den Topf von der Platte ziehen.
Nun wird noch die Sahne mit dem Schneebesen untergerührt und alle anderen Zutaten wieder zurück in den Topf gegeben – also: das angebratene Hähnchenfleisch, die Möhren, Champignons und auch die Erbsen.
Das Hühnerfrikassee mit Salz und Pfeffer und einem Spritzer Zitronensaft abschmecken und noch für kurze Zeit köcheln lassen und dabei alle Zutaten warm werden lassen.
Sobald der Reis dann gar ist, kann das Hühnerfrikassee zusammen mit Reis auf Tellern angerichtet werden.
Ich wünsche Euch nun einen schönen Freitagnachmittag! Das Wetter ist ja mal wieder ein Träumchen… also der Himmel ist blau, die Sonne scheint, die Temperaturen sind angenehm.
Und das fühlt sich zu dieser Zeit so falsch und so doof an. Aber akut können wir es nicht ändern… und meckern nützt ja bekanntlich nichts. Also – raus mit Euch! An die frische Luft. Sonnenlicht und gute Laune tanken.
Wir lesen uns hier morgen wieder zu meinen 12 von 12.
Liebe Grüße
& ALAAF
Bine
Wie oben angekündigt, gibt es hier nun noch die Rezeptkarte zum Ausdrucken und/ oder Abspeichern:
Hühnerfrikassee
Zutaten
- ca. 250 g Hähnchenbrust
- 4 Möhren
- 5 – 6 weiße Champignons
- ca. 150 g Tiefkühl-Erbsen
- 400 ml Hühnerbrühe oder Hühnerfond
Für die Mehlschwitze & Soße
- 25 g Butter
- 25 g Mehl
- 120 ml Sahne
- 1 – 2 Spritzer Zitronensaft
- Salz & Peffer
- frische Petersilie
Anleitungen
- Die Hähnchenbrust in kleine Stücke oder Würfel schneiden und mit etwas Öl in einem tiefen Topf rundherum anbraten.
- In dieser Zeit die Möhren schälen und in feine Streifen schneiden, die Champignons putzen und würfeln und schon einmal die Erbsen abwiegen.
- Das angebratene Fleisch aus dem Topf auf einen Teller umbetten und im Bratsatz die Möhrenstreifen und Champignons kurz anbraten, dann ebenfalls zum Fleisch auf den Teller umfüllen.
- In den Topf nun die Butter geben und schmelzen lassen, so dann das Mehl hinzufügen und dabei mit einem Schneebesen immerzu rühren und rühren, bis sich Butter und Mehl gut verbunden haben und goldgelb sind.
- Nun den Hühnerfond langsam in den Topf gießen und dabei steig weiterrühren, bis sich alle Klumpen und Klümpchen aufgelöst haben. Die so entstandene Soße noch einmal aufkochen lassen, dann die Hitze reduzieren oder den Topf von der Platte ziehen.
- Nun wird noch die Sahne mit dem Schneebesen untergerührt und alle anderen Zutaten wieder zurück in den Topf gegeben – also: das angebratene Hähnchenfleisch, die Möhren, Champignons und auch die Erbsen.
- Das Hühnerfrikassee mit Salz und Pfeffer und einem Spritzer Zitronensaft abschmecken und noch für kurze Zeit köcheln lassen und dabei alle Zutaten warm werden lassen.
- Dazu schmeckt: Reis und sobald dieser dann gar ist, kann das Hühnerfrikassee zusammen mit Reis auf Tellern angerichtet werden.
1 Kommentar
Mmh, ich liebe Hühnerfrikassee und das wird’s bei uns sicher auch im Winter öfter mal wieder geben… bei mir sind normal keine Möhren mit drin, aber stelle ich mir lecker vor. Danke für dein Rezept.