Ich möchte mich ganz herzlich für Eure Kommentare zu meinem Flow-Artikel bedanken. Das Blöde bei Gewinnspielen ist ja immer, dass ich auf Eure Kommentare nicht antworten kann oder darf oder soll. Das würde nämlich das Ergebnis verfälschen, welches ich zur Grundlage der Gewinnauspielung nehme.
Eure Kommentare hatten es aber ganz schön in sich, einige Male kribbelte es mir in den Fingern darauf eine Antwort zu schreiben. Nicht nur, dass mir einige wirklich ganz wundervolle Komplimente zu meinem Artikeln schrieben (das alleine wäre schon ein Dankespost wert), nein- viele beantworteten meine Frage. Und das hat mich unglaublich beeindruckt. Fragen und Antworten- oder eben keine Antworten und auch keine richtigen Fragen, eher so “was wäre wenn?” Überlegungen, oder “wie wäre es wenn?” oder “warum?” oder “wie wird es werden?” habt Ihr in Worte gefasst.
Die gingen mir teilweise unter die Haut und zeigten mir mal wieder ganz deutlich, dass hier Menschen lesen, die alle in ihrem ganz privaten Universum ihre eigenen Probleme, Sorgen, Nöte, Gedanken und Empfindungen haben. Ich habe da mal ein paar Fragen zusammen getragen, sie in meine Worte gefasst:
Was wäre, wenn ich im Lotto gewinnen würde? Könnte ich die Welt retten oder verbessern? Und wären damit meine persönlichen Sorgen endlich vom Tisch? Würde ich mir was kaufen, was völlig durchgeknallt, aber einfach genial wäre?
Was wäre wenn ich nicht meinen Mann geheiratet hätte? Hätte ich dann Kinder? Hätte ich einen anderen gefunden? Wie wäre mein Leben dann verlaufen?
Tut mir dieser Mensch gut, mit dem ich Zeit verbringe? Sind meine Freunde wirklich meine Freunde? Soll ich mich trennen?
Muss in einen Kuchen gute Butter oder Backmargarine und wer kam auf die Idee dass die Menschheit Backmargarine braucht, wo es doch gute Butter gibt?
Soll ich mit meinem Freund zusammen ziehen?
Wann werden die Kinder endlich größer? Wann ist es nicht mehr so anstrengend? Wann habe ich wieder mehr Zeit für mich?
Was wäre, wenn ich keine Zwillinge auf die Welt gebracht hätte? Hätte ich dann noch ein weiteres Kind bekommen? Und wie sähe unser Alltag, die Nächte, unser Leben dann aus?
Wollen wir im Wohnzimmer lieber Parkett oder Fliesen verlegen und wieviele Steckdosen braucht der Mensch heutzutage?
Verhalte ich mich gut und richtig? Ist Gott mit mir zufrieden?
Würde ich meine Prinzipien ändern, würde ich mich dann selbst verraten?
Was wäre, wenn ich nicht Politik studiert hätte und einen anderen Weg eingeschlagen hätte? Welchen Beruf würde ich heute ausüben?
Wie wird unser Leben, wenn das dritte Kind auf der Welt ist?
Und wie wäre unser Leben heute, wenn unser Sohn mit zwei Jahren nicht an Krebs erkrankt wäre?
Warum sind so viele Menschen so unzufrieden und/oder überfordert mit ihrem Leben? Warum lassen sich so viele Leute von außen so unter Druck setzen?
Wie kann ich neben meiner Tätigkeit und mit meinen Fähigkeiten noch Geld verdienen?
Was muss ich heute von meinem To Do Zettel tatsächlich erledigen? Kann ich etwas streichen?
Mache ich meinen Job gut? Und warum zweifel ich immer wieder an meiner Arbeit?
Wieso bin gerade ich krank geworden?
Wie kann man die Zeit anhalten? Und brauche ich dieses Instagram?
Wir haben sicherlich alle schon einmal einschneidene Erlebnisse gehabt, die uns zeigen, wie wertvoll dieses Leben ist. Mit all seinen Höhen und Tiefen. Ich habe lange überlegt, welche Fragen mich beschäftigen. Gar nicht so einfach, denn würde ich jetzt eine Statusmeldung tippen müssen, dann würd ich schreiben: zufrieden, zuversichtlich, entspannt (aber dennoch oft hektisch und ungeduldig- also alles in allem widersprüchlich. Aber das ist okay, ich hab mich dran gewöhnt).
Uns geht es gut. Ich bin zufrieden und zuversichtlich, dass das auch so bleibt. Aber sicher bin ich mir natürlich nicht. Was wird aus meinen Kindern? Welchen Lebenswege werden sie eines Tages einschlagen? Werden sie Partner für`s Leben finden? Einen Beruf, der sie ausfüllt? Eine Lebensmitte, die sie glücklich macht? Werden wir immer alle gesund bleiben? Und werde ich hier bis an mein Lebensende leben? Wann wird das Lebensende sein? Wie sehe ich mit 60 aus? Und schreibe ich dann immer noch einen Blog? Werden wir irgendwann eine Eßzimmer Lampe finden?
“Was wäre wenn”- Fragen stelle ich mir nicht so gerne. Man kommt nur ins Grübeln und findet doch niemals eine Antwort. Eine habe ich dennoch, die sich manchmal, ganz selten in meine Gedanken schleicht.
Bevor meine Kinder auf die Welt kamen hatte ich eine Fehlgeburt. Wir waren noch ganz am Anfang, das Pünktchen in meinem Bauch und ich, als es entschied nicht weiter zu wachsen. Es hat mich damals nicht aus der Bahn geschmissen. Ich war traurig, aber realistisch. Das Pünktchen war einfach nicht stark genug. Mutter Natur hat entschieden- das wird nix, lassen wir es gut sein, fang von vorne an. Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt war ich zuversichtlich, dass es bald wieder klappen würde und das tat es. Einige Monate später war ich mit dem Tochterkind schwanger.
Das Pünktchen wäre irgendwann im Februar auf die Welt gekommen, das Tochterkind kam im Juni. Ich trauere dem Pünktchen nicht hinterher- aber manchmal, ganz selten, frage ich mich- was wäre wenn es weiter gewachsen wäre? Wäre es ein Mädchen oder ein Junge geworden? Hätte es Locken, wie sie oder glatte Haare, wie er gehabt? Hätte es auch braune Augen gehabt oder hätte ich mich vielleicht doch mal durchgesetzt und meine Augenfarbe vererbt? Was wäre wenn-Fragen, auf die es einfach keine Antwort gibt.
Ich stelle sie einfach aus reiner Neugierde. Nicht aus Trauer, Schwermut oder Wehmut. Neugierde ist gut und wichtig. Aber auf manch neugierige Fragen gibt es vielleicht keine Antwort. Manche Fragen beantworten sich mit der Zeit von alleine, manche werden immer unbeantwortet bleiben.
Auf jeden Fall haben mich Eure Kommentare mit Freude und Dankbarkeit erfüllt. Ja, klingt ein bisschen schwulstig, aber so ist es. Sie waren eben teilweise sehr persönlich und dafür danke ich Euch.
Habt einen schönen Tag! Und denkt nicht zu viel nach.
Liebe Grüße, Bine
PS.: Die Verlosung der drei FLOW Ausgaben ist geschlossen. Gewonnen haben: Jacky (Kommentar Nr. 29), Dörte (Kommentar Nr. 47), Michaela (Kommentar Nr. 51). Herzlichen Glückwunsch!
Und alle anderen: nicht traurig sein. Fragt beim Kiosk Eures Vertrauens nach, sollte es die Zeitschrift dort nicht geben. So habe ich es damals bei meinem Lieblingskiosk gemacht. Seitdem hat er die FLOW regelmäßig im Regal.
Und Dörte: der Teller ist ein Erbstück, den ich im Keller meiner Eltern gefunden habe ;-)