Der Geist der Weihnacht.
Dieser Beitrag liegt schon seit einigen Tagen, angefangen als Entwurf, in meinem Backend und kreuzt immer mal wieder meine Gedanken. Jedes mal habe ich das Weiterschreiben verschoben, weil anderes wichtiger war. Es ist eben diese Zeit im Jahr, die alles durcheinander wirbelt und auf den Kopf stellt. Und ich liebe das.
Ich bin alles andere als ein Grinch. Ich liebe die Weihnachtszeit. Mit all ihren Höhen und Tiefen. Es ist die Atmosphäre, die in der Luft liegt; die Lichter, mit denen die Menschen ihre Fenster, Häuser und Balkone schmücken, die Feierlichkeiten, die Geselligkeit. Weihnachtsmarkt und Reibekuchen, Glühweinfest, Engelchenlikör, Weihnachtsfeiern, Familie und Freunde.
Egal, ob ich morgens früh mit Mollie durch den Wald streife und diese besondere Dezemberluft einatme, die Stille genieße und den grauen Himmel sehe – oder, ob ich mit ihr abends noch eine Runde durch’s Dorf laufe und gelbe und bunte Lichter in den Fenstern oder Vorgärten sehe.
Geister der Weihnacht – ich finde es einfach schön.
Wenn Weihnachten immer näher rückt, dann empfinde ich dieses kindliche Kribbelgefühl, diese Vorfreude und dieses hachz. Es ist Dezember. Es ist Advent. Bald ist Weihnachten.
Ich bin immer ein wenig enttäuscht, wenn ich Menschen sagen höre, dass sie mit Weihnachten, diesem ganzen Firlefanz und Brimborium nichts anfangen können. Wenn sie in einer Tour jammern. Wie schade, denke ich dann. Wie traurig.
Ich mochte dieses magische Gefühl von Weihnachten schon immer. Als Kind, als Jugendliche, als Erwachsene, auch als nicht-Mama.
Manche Gefühle und Empfindungen kommen ja manchmal erst wieder, wenn man Mama wird.
Karneval zum Beispiel; habe ich als Teenie und junge Frau bis zum Abwinken gefeiert, konnte Alaaf aber nicht mehr hören, nachdem ich drei Jahre lang im Karneval gearbeitet hatte. Die Kinder sind Schuld, dass der Jeck wieder in mir erwacht ist.
Bei Weihnachten sieht das anders aus. Da habe ich nie dieses Gefühl von ‘lass mich damit in Ruhe’ gehabt.
Neulich las ich diesen Satz: Pflege die Tradition, aber schaffe auch Platz für ein neues Ritual. Es ist beruhigend, Dinge zu tun, die man schon immer getan hat. Wer zudem bereit ist, neue Traditionen willkommen zu heißen, wird seinen ganz persönlichen Weihnachtsfrieden finden.
Klingt das nicht wundervoll? Weihnachtsfrieden.
Und ganz genauso ist es. Ich, wir pflegen Traditionen im Dezember und an den Festtagen, die schon meine Eltern pflegten; die in meiner Kindheit so stark verankert sind, dass ich niemals daran rütteln würde. Hinzu kommen neue Rituale, die wir innerhalb meiner kleinen Familie und innerhalb unserers Freundeskreise, eingeführt haben.
Das alljährliche Glühweinfest, seit 12 Jahren ein festes Ritual mit den besten Nachbarn (bei dem es immer Engelchenlikör gibt; auch ein Ritual), das Gans-essen mit der ganzen, mit der großen Familie, das Adventskalender-Bücher-lesen mit den Kindern (mittlerweile muss ich abends nicht mehr vorlesen. Schön und schade zugleich!), der Besuch der Kölschen Weihnacht im Tanzbrunnen, Plätzchen backen, Geschenke basteln, Fenster bemalen und vieles mehr.
Schon Anfang November werde ich hibbelig, weil ich mich auf all die Traditionen und Rituale freue. Und deswegen genieße ich auch so sehr diesen Monat, über den so viele schimpfen. All der Stress! Alle die Termine!
Ja, es ist heftig im Dezember. Hier herrscht – wie jedes Jahr – gemütliches Chaos. Auf der Treppe stehen die Adventskalender, auf dem Herd vier gefüllte Plätzchendosen, ein Christstern und zwei Kerzen (Kochen habe ich auf 2019 verschoben), im Wohnzimmer stehen auf jeder freien Stelle Kerzen, Teelichter, Weihnachtsdeko; in einer Ecke, auf der Terrasse liegen Baumschmuck, Zapfen und Foto-Untergründe rum, weil ich da dauernd die Kalenderblätter für den Adventskalender der guten Gedanken fotografiere; in meinem Büro stapeln sich Präsente, Geschenke und Geschenkpapier. Es ist wuselig, leicht chaotisch, überall zu voll und deswegen einfach nur schön.
Es liegt nämlich an uns, wie wir damit umgehen. An und an unserer Einstellung.
Ist es eine Zumutung oder ein Abenteuer? Für mich ist es ein Abenteuer. Und ehrlich gesagt, bin ich froh und dankbar, dass wir so viele “Verpflichtungen” und Pläne für die Zeit im Dezember haben. Ohne wär’s nämlich ganz schön langweilig oder irgendwie auch einsam. Wichtig ist für mich die Balance zu finden und zu halten. Auf der einen Seite viel auch Achse zu sein, auf der anderen Seite mal einen halben Sonntag auf der Couch rum zulümmen und mit den Kindern “Orangen zu Weihnachten” zu schauen (Werbung ohne Auftrag).
Ich wünsche Euch allen da draußen, dass Ihr den Advent genauso genießt wie ich. Es ist der Geist der Weihnacht, der uns mit Leben erfüllt und im Mantel der Liebe überwintern läßt.
In diesem Sinne – chaotisch-magisch-festliche Adventsgrüße
Bine
7 Kommentare
Liebe Bine,
was für schöne Gedanken, in denen ich mich in vielem wiederfinden kann.
Auch für mich ist es definitiv das Abenteuer und nicht die Zumutung!
Ich wünsche dir und all deinen Lieben noch eine schöne restliche Adventszeit und ein wunderbares Weihnachtsfest!
LG Judith
Liebe Bine,
ich kann dir nur zustimmen.Ich liebe den Zauber und die kleinen Weihnachtswunder.
Doch dieses Jahr heiraten beide meiner Töchter (20.12.+21.12.) Und da ich noch irre viel nähen und kochen usw.muss geht mir die Weihnachtszeit ein wenig abhanden.?
Aber ab dem 22.12.habe ich beschlossen zu genießen❤
Bis dahin wünsche ich dir liebe und chaotische Weihnachtsgrüße❤??
Ich liebe den Advent und die (Vor-)Weihnachtszeit genau wie du… nur habe ich in den letzten Jahren immer ein wenig den Weihnachts-Blues weil wir die Festtage nicht zuhause in Kölle bei der Familie waren. Und ich versuche es uns zwar immer nett zu machen, aber zu zweit Weihnachten ist doch immer irgendwie was anderes…
Danke für die schönen Gedanken und Rituale, die du angesprochen hast. Da wird auch mir weihnachtlich warm ums Herz.
Liebe Bine,
das hast du so schön geschrieben. Ich habe beim Lesen immer wieder mal genickt und gedacht, ja genau. Ich mag es auch, durch die Straßen zu gehen und in die geschmückten und beleuchteten Fenster zu schauen. Und der November ist auch für mich nicht der olle graue Monat sondern der Monat, in der ich mich schon auf die Weihnachtszeit freue. Klar verfluche ich mich auch so manches Mal, da ich zum Team “auf den letzten Drücker” gehöre. Aber ich weiß auch aus der Erfahrung, ich werde alles rechtzeitig schaffen. Also ganz herzlichen Dank für deine Zeilen hier im Blog. Ich lese dich immer sehr gerne, auch wenn ich eher mal auf insta kommentiere.
Herzliche Grüße
Petra
Hallo Bine,
ich sehe es so: Jeder wie er mag.
Ich z.B. mag einfach den Konsum und den Kommerz um dieses Fest nicht besonders gerne. Das hat aber nichts mit Jammern zu tun. Es ist mir zu viel von allem. Zu laut, zu anstrengend. Das ist aber meine völlig wertfreie persönlichen Empfindung.
Ich genieße diese Jahreszeit dennoch, in der Natur. Ich freue mich meistens schon Ende des Sommers auf genau diese Zeit. Die grauen, regnerischen Tage, die Kälte, ja auch die Ungemütlichkeit. Den kahlen Wald, die Einsamkeit dort, die Stille.
Besonders schön finde ich diese magische Stimmung an Heiligabend im Wald, kurz vor Beginn der Dämmerung. Nur an diesem einen Tag im Jahr für eine knappe Stunde gibt es sie. Keine Geschenke, kein Glühweinnachmittag mit Nachbarn, kein Adventsingen, kein Weihnachtsmarkt , kein noch so leckerer Keks bringt mir diese für mich so wertvolle Empfindung.
Ich bin nicht gläubig, obwohl streng katholisch erzogen. Genau deswegen fühlt sich für mich das moderne Weihnachten, mit meiner Erziehung und meinem jetzigen Nichtglauben, irgendwie verkehrt.
Mein Weihnachten, ich nenne diese Zeit im Dezember jetzt einfachheitshalber so, ist Stille und Besinnung – Kontemplation. Die Zeit des Abschiednehmens vom alten Jahr und des Wartens auf das neue Jahr. Der immerwährende Kreislauf der Jahreszeiten. Das ist für mich etwas Großartiges.
Ja auch bei mir, ist es der Geist der Weihnacht, der uns mit Leben erfüllt und im Mantel der Liebe überwintern lässt. Er ist halt anders als Deiner! Er ist so, wie er zu mir passt.
In diesem Sinne wünsche ich Dir und Deiner Familie ein Weihnachten, so wie ihr es liebt!
Liebe Grüße
Doris
Genauso geht es mir auch ! Das hast du so schön beschrieben.
Den Film Orangen zu Weihnachten habe ich die Tage auch zum ersten Mal gesehen. Überhaupt schaue ich eigentlich den ganzen Dezember Weihnachtsfilme und höre Weihnachtsmusik. Ich liebe es :)
Frohe Weihnachten !
Liebe Bine, so schöne Gedanken hast du. Ich kann dir in vielem zustimmen auch wenn hier einiges anders läuft. Am Ende ist es was wir draus machen. Ich habe vor 1/2 Jahren entschieden keine Termine bei Arzt und Co. mehr in den Dezember zu legen um die Zeit nur mit schönen Dingen voll zu machen. Nur positiver Stress.
Genieße die letzten Tage, Tobia