Es fing alles als ein Hobby an; vor ca. 10 Jahren. Da gab es noch keine Impressumspflicht (zumindest wusste ich zu der Zeit noch nix davon), es gab kein Facebook-Plugin, keine echten Profilfotos. Irgendwann entickelte sich daraus ein Business. Ein leidenschaftliches Business, immer noch mit dem Hobby-Gedanken, aber auch mit Einnahmen.
Es hat sich extrem viel geändert in den letzten Jahren und gerade in den letzten Monaten erwische ich mich immer mal wieder bei dem Gedanken “Ich mach den Laden dicht, ich bin zu alt für den Scheiß, mir geht das alles auf den Keks!”.
Nicht das Bloggen, nicht das Schreiben, das Fotografieren und anschließende Bearbeiten der Bilder stresst mich- nein, im Gegenteil, das sind alles immer noch meine Leidenschaften. Mich nervt das drumherum. Die Gesetzesgebung oder gerade die nicht vorhandene Gesetzesgebung. Dieses Halbwissen, welches da im Netz kursiert und diese klugen Anwaltstexte, die ich teilweise nicht verstehe.

Dass Beiträge, für die Geld geflossen ist, mit “Werbung” gekennzeichnet werden muss, dass sollte mittlerweile jede Bloggerin wissen. Trotzdem tun es nicht alle. Da fällt das Wort Werbung entweder einfach unter den Tisch oder verschwindet bei Instagram in der s.g. Hashtagwolke. Oft wird da nur ein futziminikleines #ad eingefügt. Kein Mensch, der nix mit Bloggen zu tun hat, weiß, was das bedeutet. #ad steht für Advertising, also Anzeige, also Werbung.
Lassen wir mal diejeningen, die gar nicht kennzeichnen bei Seite (auch, wenn sie mich aufregen, aber aufregen bringt ja nix, nur Herzrasen und das ist bekanntlich ungesund).
Nun ist es aktuell so, dass das Thema Kennzeichnung von Blog- oder Instagrambeiträgen in den letzten Monaten verrückte Ausmaße angenommen hat. Da werden nämlich nicht nur Beiträge mit “Werbung” gekennzeichnet, für die Geld geflossen ist, sondern auch Bilder, in denen Marken gezeigt oder genannt (Story) werden. Weil, dann ist man ja auf der sicheren Seite; dann kann einem keiner was.
Da werden dann irgendwelche gekauften Sachen gezeigt und dazu geschrieben “Werbung, weil Markennennung”. Besser ist das. Dass das alles selbst gekauft und bezahlt wurde, dass man mit den jeweiligen Firmen nix am Hut hat, dass man weder einen Auftrag hatte, dieses oder jenes zu zeigen, noch die Firma zu nennen – das alles ist jetzt egal. Man schreibt lieber “Werbung, weil Markennennung” dazu. Nicht, dass mir nachher ein Anwalt noch mit einer Abmahnung daher kommt. Ich gebe zu: ich habe das auch schonmal gemacht.
Tagge ich Firmen, kennzeichne den Beitrag aber nicht als Werbung, weil ich nur empfehle oder einen redaktionellen Service, ohne Kaufempfehlung, biete, kann es mir aber trotzdem passieren, dass ich abgemahnt werde. Wieso das? Hä? Ja, das ist einer Bloggerin passiert. Vreni Frost hat in ihren Instabilder Firmen getaggt und schwupp erhielt sie eine Abmahnung, weil der VSW meint, dass sie Schleichwerbung machen würde. Hier geht’s zum Beitrag.
Mir wird schlecht. Was soll ich nun tun? Kennzeichnen, nicht kennzeichnen?
Der Grundgedanke der sozialen Netzwerke ist es doch, zu teilen. Wenn ich heute in einem netten Restaurant in Köln frühstücke, dann tagge ich das Restaurant, damit ich unter meinem Bild nicht zig Kommentare mit der Frage “Wo ist das?” erhalte. Klar, ich mache indirekt Werbung für das Restaurant- aber es ist eine persönliche Empfehlung. Sonst nix.
Sobald ich eine (echte) Kooperation eingehe und im Auftrag einer Firma arbeite, schreibe ich immer (!) deutlich Werbung dazu. Überall.
Also, was ist jetzt zu tun? Vielleicht lösche ich einfach alles und gründe eine Hippie Kommune in der Eifel?

Damit ist nämlich nicht genug. Ende Mai tritt die DSGVO in Kraft. Übersetzt: Datenschutzgrundverordnung.
Ich habe dazu in den letzten Wochen verdammt viel gelesen. Schlauer bin ich nur ein bisschen. Ich muss z.B. meine Datenschutzerklärung überarbeiten, aber selbst pfiffige Anwaltskanzleien haben noch keine Aktualisierungen im Bezug auf die DSGVO auf ihren Seiten, weil “die rechtlichen Grundlagen hierzu sehr umfassend sind.”
Ich muss belegen, welche Daten hier erfasst werden. Ganz ehrlich: ich erfasse gar keine Daten, weil sie mich nicht interessieren, aber mein Blog und der Server, wo mein Blog liegt, die erfassen natürlich Daten, sobald Ihr hier vorbei surft oder einen Kommentar hinterlasst. Auch, wenn mich persönlich weder IP-Adressen noch Eure Email Adressen die Bohne interessieren, mein Blog speichert diese Infos.
Auf einem Blog kann man kommentieren. Oha, große große Daten-hin-und-her-Schieberei. Hier benötige ich anscheinend ein Plugin, welches vor dem Absenden eines Kommentares eine Checkbox öffnet, über die ihr die (noch nicht aktualisierte) Datenschutzerklärung bestätigen müßt. Ich mach mich dann mal auf die Suche und hoffe, dass sich dieses Werkzeug mit meinem Theme verträgt. Das andere Werkzeug, welches Euch ermöglicht Folgekommentare zu erhalten, werde ich wahrscheinlich löschen.
Dieses olle Facebook Plugin, was man früher auf vielen vielen Blogs gesehen hat, dass quasi Werbung für die Fanpage des Blogs macht und gleichzeitig zeigt, wer von Deinen Freunden auch diese Seite mag, das habe ich schon lange von meinem Blog gelöscht. Aber unter jedem Post seht Ihr diese kleinen Bildchen für Facebook, Pinterest, Twitter,…
Darum muss ich mich schleunigst kümmern, denn würdet Ihr z.B. auf den Facebook Button klicken (um meinen Beitrag zu teilen), dann gibt das Plugin eine direkte Meldung an das Netzwerk ab- guck mal, Lieschen Müller hat gerade vom was eigenes Blog zu Dir geklickt. Und schon werden wieder Daten ausgetauscht. Ich würde diese kleinen Bildchen gerne löschen, habe aber in meinen Einstellungen noch nicht gefunden, wie und wo das geht.
Vor einer Ewigkeit gab es hier mal die Möglichkeit, sich für einen Newsletter anzumelden. Eure Emailadressen, die ihr mir “gegeben” habt, habe ich gesammelt, um darüber einige wenige Newsletter in den letzten Jahren zu versenden. Da ich das nur sehr selten tue und der Versende-Dienst in den USA seinen Server hat, was wiederum mit dem deutschen Datenschutz nicht im Einklang ist, habe ich entschieden: ich werde mich bei diesem Mail-Versende-Dienst abmelden und all Eure Email Adressen dort löschen. Ja, ich weiß, es gibt ganz bestimmt Alternativen, die rechtskonform sind… vielleicht kümmere ich mich mal darum. Äh wann? Irgendwann.
Was ich ebenfalls gerade schon geändert habe: solltet Ihr hier kommentieren und solltet Ihr mit Eurem Internet-Profil ein sog. Gravata Bildchen verbunden haben, so wird dieses Profilbild neben dem Kommentar angezeigt. Damit das passiert, wird aber eine Anfrage an den Gravatardienst geschickt, wieder Datenaustausch. Ich habe bereits das Häkchen in den Einstellungen meines Blogs raus genommen. Ab sofort werden hier keine Profilbilder in den Kommentaren mehr angezeigt. Schade, unpersönlich, aber wat willste machen?!
Google Analytics. Örks. Da habe ich mich vor Jahren angemeldet, aber ich schaue da wirklich nie nie nie rein. Ich nutze andere Statistiken. Die sind aber wohl nicht rechtskonform, also löschen. Und dann Analytcs nutzen. Aber vorher diesen Auftragsdatenverarbeitungsvertrag ausdrucken, studieren, verstehen, unterschreiben wegschicken. Ach so, es gibt diesen Vertrag auch in elektronischer Form. Muss ich mich drum kümmern. Äh wann? Irgendwann. Bald!
Ich könnte diesen Sermon noch unendlich fortführen und ich sage gleich- alles, was ich bis hierhin geschrieben habe, ist das, was ich in den letzten Wochen gelesen und gelernt habe. Ob es 100%tig stimmt, ob das alles so DSGVO konform ist, das weiß ich nicht. Bitte verlaßt Euch nicht darauf, erkundigt Euch selber. Sorry!
Sollte mich jetzt aktuell jemand fragen, was ich so tue, womit ich mein Geld verdiene, ich würde antworten: ich bin Redakteurin, Datenschutzbeauftrage, Marketingspezialisten, Buchhalterin, und so weiter und so fort… und eigentlich macht mir das alles Spaß, eigentlich finde ich es super, dass ich für mein kleines was eigenes Unternehmen arbeite, mich informiere, neugierig bleibe, eine Spezialisten bin und und und… aber manchmal nervt es mich und ich habe echt Schiss, dass ich was übersehen habe, dass ich nicht richtig informiert bin, dass mir jemand an den Karren fahren könnte. Die Hippie Kommune in der Eifel, ohne Blog, Facebook, Instagram & Co. klingt für mich immer verlockender.
Und da soll nochmal jemand sagen- ach, Du bist Bloggerin? Texte schreiben, schöne Fotos machen, bisschen Basteln? Ja, genau, das bin und tue ich auch. Eigentlich.
Mein Wort zum (Kar-)Freitag musste ich mir jetzt mal von der Seele schreiben. Warum? Na, weil ich hoffe, dass das jemand liest, der sich mit dem ganzen Scheiß 1A auskennt, mich ans Händchen nimmt und sagt; komm ich regel das alles für Dich.
Nein, Quatsch. Ich schreibe das, weil ich hoffe, dass ich diesen Artikel in ein paar Jahren nochmal aufrufen kann (wenn ich dann nicht schon in der Eifel in meiner Hippie Kommune sitze und alles gelöscht habe) und sagen kann: oha, das waren noch Zeiten. Da haben wir uns mit der DSGVO und der Kennzeichnung von Werbung rumgeschlagen. Früher war einfach alles besser…. denn wer weiß schon, was da noch alles auf uns zukommt?
Wir waren heute übrigens in der Eifel. Hübsch ist es da… ich könnte mir durchaus vorstellen… Kommt Ihr dann mit? ;-)
Liebe Grüße, Bine
