Neulich waren die Mädels zu Besuch. Alle paar Monate schaffen wir es uns in einer mal kleineren, mal größeren Runde zu treffen. Ist nicht so einfach, die eine lebt nämlich in Hamburg, die andere in Berlin. Eine arbeitet und lebt in Bonn, eine in London, andere am Niederrhein. Wir kennen uns seit … ach, lieber nicht zurück rechnen… wir kennen uns seit vielen, vielen Jahren, haben nie den Kontakt verloren. An Weihnachten ist’s immer am schönsten, denn dann sitzen fast immer alle neun Mädels um den Tisch herum und schnattern bis tief in die Nacht.
Als die Mädels bei mir also neulich am Esszimmertisch saßen und Salat und Pizza futterten, kamen wir auf mein Blogbusiness zu sprechen. Alle kennen meinen Blog, nur wenige lesen ihn, aber sie wissen, was ich so tue. Ich erzählte von einer bevorstehenden Kooperation und das Gespräch kam auf’s Bloggen und diese Influencer im allgemeinen. Ich bin kein Influencer, ich bin Blogger sagte ich. Nein, bist Du nicht, antworte eine meiner Freundinnen. Du veröffentlichst Werbeposts, also bist Du Influencer!
Momentchen mal! Was bin ich? Was tue ich? Und warum mache ich das alles?

Ich schreibe einen Blog. Und das schon seit knapp 11 Jahren. Dort, also hier, veröffentliche alles, was ich so mache und mit der Welt teilen möchte. Das kann die Rezension zu einem gelesenen Buch sein, ein Rezept für einen leckeren Kichererbsensalat, ein genähter Einkaufsbeutel, eine herbstliche DIY Deko … hier gibt’s ja von allem etwas und von jedem ein bisschen. Immer abwechslungsreich und immer voll aus meinem Kopf und meinem Herzen durch die Tastatur auf den Blog hinaus in die Internetwelt. Hach, schön gesagt, ne`? Aber genauso ist es.
Hin und wieder erhalte ich Emails von Unternehmen oder Agenturen, die mich fragen, ob ich ein bestimmtes Produkt auf meinem Blog bewerben möchte. Meine erste Überlegung ist dann immer: finde ich das Produkt gut? Und wenn ja, welche Story aus meinem Leben fällt mir dazu ein. Finde ich das Produkt gut, aber es fällt mir nix weiter dazu ein, dann lehne ich ab. Kann ich mit dem Produkt nix anfangen, lehne ich sowieso ab.
Seit Anfang dieses Jahre habe ich rund 62 Artikel hier veröffentlicht. Von diesen 62 Blogposts sind 10 Artikel, die in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen entstanden sind. Alle Artikel, alle Blogposts – auch die, die ich quasi in Auftrag geschrieben habe- entstammen meiner Feder und enthalten mein Gedankengut, meine Schaffenskraft, meine Ideen und meine Worte. Die Anzahl der Kooperationspostings finde ich übrigens nicht wichtig. Ich schreibe diese nicht anders, als alle anderen Artikel. Sie sind mein. Wenn sich mehr Kooperationen ergeben würde, würde ich auch mehr hier veröffentlichen. Ich meine, dass die Leser mittlerweile der Werbung sehr viel offener gegenüberstehen, als noch vor einigen Jahren.
Warum wehre ich mich also dagegen als Influencer bezeichnet zu werden?
Na, da ist ja erstmal der Ruf. Der ist nach meinem Empfinden in den letzten Jahren immer mehr in Verruf geraten. Spricht man mit irgendwem über das Thema Influencer, wird das Wort ja meist schon leicht ins Lächerliche gezogen – Biste Influääänzaaa, oder was? Es mag ein Klischee sein, aber denke ich an Influencer, dann denke ich erstmal an Instagram und sehe vor meinem inneren Auge junge Frauen, die sich gerne persönlich zeigen. Warum? Vielleicht, weil gerade über Instagram diese jungen Frauen mega bekannt geworden sind. Sie haben sich dort selbst erfunden, sind eine Ich-Marke und ziehen eine große Followerschar hinter sich her, die kreischend zusammenbricht, wenn ihre Influencerin sich ordentlich in Pose schmeißt. Du Schööööne! Mega schaust Du aus!
Davon bin ich weit entfernt. Nicht nur Followerzahlen-mäßig, sondern auch Kommentar- und Charakter-mäßig. Soll nicht heißen, ich wäre was Besseres- nein, auf keinen Fall! Es ist einfach nicht meine Welt. Klar, ich zeige mich (mittlerweile) auch hin und wieder, meistens in den Stories, aber damit vermarkte ich nicht mich, sondern meine genähten Sofakissen (zeige ich Euch morgen) oder meinen köstlichen Karamell-Apfelkuchen. Ich mache Werbung für das, was ich tue. Und manchmal mache ich Werbung für Unternehmen, denn damit verdiene ich einen Teil unseres Familieneinkommens.
Blogger finden Befriedigung in dem, was sie tun. Influencer mit dem, was sie damit erreichen.
Schauen wir uns das Thema ganz neutral, ohne persönliche Empfindungen oder Klischees an, dann bin ich auch ein Influencer, denn dieses Wort heißt ja nix anderes als jemanden zu beeinflussen. Ich beeinflusse Euch, wenn ich ein genähtes Kleid zeige, denn damit inspiriere ich Euch, es mir nachzumachen oder zumindest den gleichen Stoff zu kaufen. Ich beinflusse Euch, wenn ich leckere Blätterteigschnecken (mit Salami und Schinken oder mit Lachs) backe und zeige, denn mit Sicherheit machen mir das einige von meinen Lesern bei der nächsten Party nach.
Und trotzdem bin ich kein Influencer, sondern Blogger. Weil ich alles möglich einfach aus Spaß an der Freude teile, weil ich mehr Gemachtes und Gebackenes, Gekochtes, Gelesenes und Gedachtes teile, als mich persönlich. Weil ich (meist ungeschönte) Geschichten aus dem Leben erzähle und teile und weil mein Blog für mich immer noch wichtiger ist, als alle anderen social media Kanäle zusammen.
Es ist schwer in Worte zu fassen, ganz besonders auch, weil ich niemandem zu nahe treten möchte und die Influencer nicht abwertend über einen Kamm scheren mag. Es gibt richtig coole Internet-Stars da draußen, denen ich gerne folge. Insta-Stars, die sehr nahbar und authentisch rüber kommen. Nicht alle nutzen ihren Fame aus, um ausschliesslich Produkte zu bewerben! Schuld ist meine Freundin, die mir so knallhart ins Gesicht gesagt hat, ich wäre ein Influencer. Das hat in mir was bewegt, ich musste noch Tage danach darüber nachdenken. Und dies ist mein Schluss: Jeder soll nach seiner Façon glücklich werden, jeder soll tun und lassen, was er will. Aber ein Influencer, so wie er bei Wikipedia beschrieben wird, bin ich trotzdem nicht.
Ich habe gestern übrigens gelernt, dass man heutzutage sagt, man sei Content Creator. Mag stimmen, gefällt mir aber auch nicht. Wie soll ich denn diesen Jobtitel meinen Eltern erklären?
Liebe Grüße und happy Tag der Deutschen Einheit, Bine
PS.: Im Januar letzten Jahres habe ich übrigens schon einmal über das Thema geschrieben. Da ging’s aber mehr um unterschiedliche Blogs: “Mein Blog ist ja eher WDR. Weniger Big Brother”.
